Freiberufliche Pflegefachkraft: Das solltest du beachten!

Als Pflegefachkraft arbeiten bedeutet mehr als nur einem „Job“ nachgehen. Auch für dich ist es wahrscheinlich eine echte Herzensangelegenheit. Fertig ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger werden im besten Fall von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Einige begeben sich jedoch gezielt auf Jobsuche, um sich beruflich weiterzuentwickeln oder in einen anderen Pflegebereich reinzuschnuppern – die Möglichkeiten sind breit gefächert. Andere wiederum spielen mit dem Gedanken, der eigene Chef oder die eigene Chefin zu werden und den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Du stehst auch kurz vor dem Absprung? Wenn du ein paar Dinge beachtest, gelingt dein Abenteuer als freiberufliche Pflegekraft ohne größere Bauchschmerzen. Wir verraten dir, was du unbedingt wissen solltest und wo du dir kompetente Unterstützung holen kannst.  

Pflegerin hört Herzschlag von Seniorin ab.
Du wärst gerne dein eigener Chef? Dann versuche dich doch als freiberufliche Pflegekraft! Bildquelle: AdobeStock

Freiberufliche Pflegerin, freiberuflicher Pfleger: Was bedeutet das?

Frei, das heißt, selbstverantwortlich und selbstbestimmt den Beruf ausüben. Immer mehr Pflegefachkräfte entscheiden sich gegen eine Festanstellung. Als selbständiger Pfleger oder selbstständige Pflegerin arbeitest du nicht für eine Privatperson, Gesundheits- oder Pflegeeinrichtung im Sinne eines klassischen Abhängigkeitsverhältnisses mit einem festen Arbeitsvertrag. Für deine Leistung erhältst du von deinen Auftraggebern ein Honorar. In einem Dienstleistungsvertrag werden die Rahmenbedingungen vor deinem Einsatz ausgehandelt und fixiert. Das heißt, du entscheidest selbst, wann und wie lange du arbeiten möchtest und kannst deinen Alltag flexibel gestalten.  

Die alles entscheidende Frage: Bist du für eine freiberufliche Tätigkeit geeignet?

Eine hohe Arbeitsbelastung und stressige Schichtsysteme gehören zum Alltag der meisten Pflegenden. Du liebst deinen Job, kannst aber diesen Bedingungen aus privaten oder familiären Gründen auf Dauer nicht gerecht werden? Als freiberufliche Pflegekraft hast du die Möglichkeit, dir die nötige Luft zu verschaffen, um Beruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Doch Vorsicht! Diese Entscheidung setzt ein hohes Maß an Eigendisziplin und einen unternehmerischen Weitblick voraus. Dass du für deinen Beruf leidenschaftlich brennst, versteht sich von selbst. Nur wenn dein eigenes Engagement macht dich zu einer erfolgreichen Unternehmerin oder einem erfolgreichen Unternehmer. 

  • Es klingt verlockend: freie Wochenenden, keine Nachtschichten bei einem guten Verdienst. Doch diese Freiräume müssen in der Praxis hart erarbeitet werden. Denn der Alltag als Selbstständige oder Selbständiger in der Pflege erfordert vor allem Flexibilität: es gibt keine festen Dienstpläne, sondern eine kurze Telefonleitung. Fällt in einer Pflegeeinrichtung oder im privaten Bereich eine feste Pflegekraft kurzfristig aus, springen freie Pflegerinnen und Pfleger ein.  
  • „Neinsagen“ ist dann meist gar nicht so leicht, wenn du auf das Geld angewiesen bist. Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit können schlaflose Nächte dich begleiten, wenn dir die Sicherheit eines unregelmäßigen Einkommens plötzlich fehlt. Es gehört in jedem Fall eine Portion Mut dazu, diesen Schritt in ein unabhängigeres Berufsleben zu wagen. Eine strukturierte Planung deiner Kundentermine und bürokratischen Aufgaben, erleichtert es dir, den Überblick zu behalten und entspannter den Arbeitsalltag zu meistern.   
  •  Neben einer positiven Grundeinstellung solltest du auch gut mit deinen finanziellen Mitteln haushalten können, um Rücklagen zu bilden, falls du krank werden solltest oder sich eine Steuernachzahlung ankündigt. Darüber hinaus trägst du ein hohes Maß an Verantwortung für deine Klienten. Für jeden Fehler bist du persönlich haftbar, dir steht kein schützender Arbeitgeber zur Seite. Deshalb solltest du dir grundlegend die Frage stellen, ob du diesem Druck gewachsen bist.  
  • Gute Netzwerkfähigkeiten und ein gewisses Marketingverständnis können dir den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern. Mund-zu-Mund-Propaganda ist nach wie vor eine wichtige Erfolgswährung – im klassischen Sinne, aber auch im digitalen Raum. Gutes Feedback darfst du gern teilen, zum Beispiel auf Karrierenetzwerken wie LinkedIn oder Xing. Oder du bindest Rezensionen direkt auf deiner Website ein. In jedem Fall gilt: Lass potenzielle Klienten wissen, dass es dich gibt! 

Aktuelle Marktsituation für freiberufliche Pflegekräfte: Lohnt sich der Schritt in die Selbstständigkeit? 

Unabhängig von der Frage, ob sich der Schritt in die Selbstständigkeit für dich lohnt, ist eines ziemlich sicher: Kaum eine Branche ist so krisenfest und zukunftssicher wie der Pflegebereich. Mit „Pflegekräftemangel“ oder „Pflegenotstand“ beginnen zahlreiche Schlagzeilen in den Tagesmedien. Der demografische Wandel bestimmt gesellschaftlichen Debatten, und damit auch die Politik: Die Bevölkerung wird immer älter, der Pflegebedarf steigt. Das verdeutlicht die dramatische Lage innerhalb des wichtigen Berufszweiges. Die Bertelsmann Stiftung prognostiziert im „Pflegereport 2030“ einen deutlichen Anstieg des Bedarfs an Fachkräften. Auch der Deutsche Pflegerat mahnt in diesem Zusammenhang an, dass bis 2030 etwa 500.000 Pflegefachkräfte fehlen werden. Kritische Stimmen der Öffentlichkeit diskutieren vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen im Pflegebereich.  

Jüngst hat jedoch die Corona-Pandemie gezeigt, dass es durchaus Vorteile mit sich bringt, einer „systemrelevanten“ Tätigkeit nachzugehen. Während viele den Job verloren oder um ihn fürchten mussten, in Kurzarbeit geschickt wurden oder andere Aufgaben wahrnehmen mussten, erlebten Pflegerinnen und Pfleger, vor allem in der Intensivpflege, das Gegenteil. Die Berufsgruppe war einem außergewöhnlichen Stresslevel ausgesetzt. Die Situation hat schmerzlich verdeutlich, dass Menschenleben am seidenen Faden hängen, wenn kein qualifiziertes Pflegepersonal vorhanden ist.  

Die Nachfrage auf dem Markt nach Nachwuchskräften ist dementsprechend hoch und bietet dir ein großes Betätigungsfeld als freiberufliche Pflegekraft. In einem detaillierten Beitrag haben wir die aktuelle Marktsituation für Pflegefachkräfte genauer unter die Lupe genommen. Mehr dazu liest du hier.  

Statistik zum prognostitierten Bedarf an Pflegekräften in Deutschland bis zum Jahr 2035
Quelle: Statista 2023

Kontostand: Was verdient man als freiberufliche Pflegefachkraft?

Die gesellschaftliche Relevanz und die hohe Nachfrage nach Fachpersonal eröffnen dir als freiberufliche Pflegekraft gute Verdienstmöglichkeiten je nach Spezialisierung und Qualifizierung. Der Verdienst von Festangestellten ist häufig ein wunder Punkt, als Selbständige oder Selbstständiger legst du deinen Stundenlohn selbst fest. Marktüblich sind Honorare zwischen 25 und 45 Euro pro Stunde. Allerdings musst du zusätzliche Kosten in deinen Verdienst mit einkalkulieren: Abzüge für Steuern, Urlaub und krankheitsbedingte Ausfälle sollten abgedeckt sein.  

Nur Mut: So wirst du selbständige Pflegekraft und das musst du beachten

Hast du dich für eine freiberufliche Tätigkeit im Pflegeumfeld entschieden, solltest du gut vorbereitet in die Selbstständigkeit starten. Du agierst rechtlich als Einpersonenfirma auf eigene Rechnung und genießt steuerliche Vorzüge, musst aber zugleich einiges beachten, um keine Schwierigkeiten mit dem Finanzamt oder deiner Krankenversicherung zu bekommen. 

Vorab erledigen:  

 Weitere Schritte:  

  • Zuordnung einer Steuernummer durch das Finanzamt, diese benötigst du für deine Rechnungen 

  • Entscheide dich für die private oder gesetzliche Krankenversicherung auf Basis deiner persönlichen Situation und Preis-Leistungs-Verhältnis 

  • Schließe eine Berufshaftpflichtversicherung ab 

  • Denke über eine freiwillige Arbeitslosenversicherung nach, die du bei der Bundesagentur für Arbeit abschließen kannst 

  • Kontaktiere eine Vermittlungsagentur, die sich für dich um die bürokratische Abwicklung kümmert und Auftraggeber vermittelt, sofern du das nicht selbst in die Hand nehmen möchtest 

  • Altersvorsorge: Setze dich mit den Möglichkeiten privater Vorsorge auseinander oder leiste freiwillige Beitragszahlungen an die gesetzliche Rentenversicherung 

 Gut zu wissen:  

  • Heilberufe sind grundsätzlich umsatzsteuerbefreit, vermerke einfach den Hinweis „nach § 4 Nr. 14 UStG sind Leistungen von Pflegefachkräften von der Umsatzsteuer befreit“ 

  • Du benötigst ein aktuelles Führungszeugnis, welches nicht älter als 3 Monate sein darf 

  • Das Gesundheitsamt schreibt jeder freiberuflichen Pflegekraft eine Mindestanzahl von vier Fortbildungen im Jahr vor, um diese musst du dich selbst kümmern, mehr zum Thema „Pflichtfortbildungen für Pflegefachkräfte“ liest du hier.

  • Einkommenssteuerpflicht: Saubere Buchführung ist das A und O: Zeichne alle Ein- und Ausgaben auf 

  • Steuererklärung zum Ende des Kalenderjahres: Hole dir Hilfe von einem Steuerberater oder führe die Erklärung in Eigenregie durch 

 Unsere Checkliste kannst du dir ganz einfach hier herunterladen und als Merkzettel abspeichern. Klicke dafür mit der rechten Maustaste auf das Bild und dann auf „Bild speichern“. 

Checkliste mit allen wichtigen Informationen rund um die freiberufliche Pflegekraft

Hier bekommst du Hilfe: Anlaufstellen für freiberufliche Pflegerinnen und Pfleger in Franken

Wenn du als Freiberufler vor Hürden stehst, kannst du dich schnell ausgeschmissen fühlen. Es liegt an dir dein Problem zu lösen oder deine Frage zu beantworten, was nicht immer einfach ist. Glücklicherweise gibt es mehrere Ressourcen im Internet, die dir Abhilfe schaffen.  

Vermittlungsagenturen: Lass die Bürokratie Profis für dich machen 

Es werden immer wieder Witze über die Fülle der deutschen Bürokratie gemacht. Witze, die ihren Ursprung in der Wahrheit haben. Vor allem als Freiberuflicher passiert es schnell, dass du den Überblick über deinen Papierkram verlierst. Damit dir nie wieder in kritischen Momenten ein wichtiges Dokument fehlt, kannst du dich an eine Vermittlungsagentur wenden.  

 Anlaufstellen in Franken:  

Und damit du keinen unseriösen Vermittlungsanbietern auf dem Leim gehst, haben wir dir hier wertvolle Tipps zusammengefasst. Quelle z. B. Verbraucherzentrale https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/wie-finde-ich-eine-serioese-vermittlungsagentur-fuer-haeusliche-betreuung-51547  

Beratungsstellen: Ein offenes Ohr für deine Fragen  

Du hast Fragen über Steuerzahlungen, Existenzgründung oder zu deinen Finanzen? Dann solltest du dich an eine Beratungsstelle wenden. Hier helfen dir verschiedene Bankfilialen gerne weiter, aber auch deine Stadt bietet dir meist Unterstützung. Am besten schaust du einmal auf der Webseite deines Wohnortes vorbei.  

 Anlaufstellen in Franken:  

Netzwerke: Du bist nicht allein – nutze die Möglichkeit zum Austausch mit anderen selbstständigen Pflegekräften 

Wenn du selbstständig bist, kannst du dich schnell einsam fühlen. Niemand deiner Freunde ist selbstständig, du hast niemanden mit dem du dich austauschen kannst oder Probleme bereden kannst. Hierfür wurden zahlreiche Netzwerke ins Leben gerufen. Auf verschiedenen Foren kannst du dich mit gleichgesinnten Freiberuflern austauschen, Tipps und Tricks von anderen Pflegern sammeln und bist immer auf dem aktuellen Stand in Sachen freiberufliche Pflege.  

Netzwerke für freiberufliche Pfleger:  

  • Das Freiberufler-Forum  

  • SOLCOM – Der Freiberufler-Blog  

  • Das Forum von Kredite für Freiberufler  

  • Facebook-Gruppe: Form für freiberufliche Pflegekräfte  

  • Das Forum von arbeitsrecht.de 

  • WiWi-Treff.de - Zeitung und Form Wirtschaftsstudium und Karriere  

Fazit: Viel Freiraum und noch mehr Verantwortung

Ob eine selbstständige Tätigkeit als Pflegefachkraft etwas für dich ist, kannst du am besten beantworten. Es ist vor allem eine Typenfrage, ob du den Anforderungen an einem selbstbestimmten Arbeiten gerecht werden kannst oder der Druck und die Verantwortung dich schnell überfordern könnten. Nutze die Möglichkeiten, dich mit anderen Freiberuflern auszutauschen und nehme Fachberatungen war. So kannst du besser abwägen, ob das Arbeitsmodell für dich geeignet ist. Die Vor- und Nachteile haben wir noch einmal für dich gegenübergestellt 

Übersicht mit Vor- und Nachteilen einer freiberuflichen Pflegekraft

Du hast bereits Erfahrungen als Selbstständiger Pfleger oder selbstständige Pflegerin gesammelt und möchtest andere daran teilhaben lassen? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an: s.burkhardt@infranken.de und werde Interviewpartner /-partnerin oder Gastautor für jobs.infranken.de. 

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