Was bedeutet 24-H Pflege?

Im eigenen Zuhause alt werden – das wünschen sich die meisten Menschen. Für Angehörige ist die Pflege von Familienmitgliedern jedoch mit hohem Aufwand und großer Belastung verbunden. Nicht jeder kann das zeitlich oder mental stemmen. Es gibt aber Möglichkeiten, eine Pflege innerhalb der eigenen 4 Wände zu realisieren: die 24-H-Pflege. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Hier erfährst du, was mit 24-H Pflege gemeint ist, wie diese genau funktioniert und welche Vor- und Nachteile diese Form der Betreuung mit sich bringt.  

Pflegerin hilft Seniorin Patientendokumente zu lesen.
Wir zeigen dir alles, was du über die 24-H-Pflege wissen musst! Bildquelle: Adobe Stock.

24-H Pflege: Was ist das?

Die sogenannte “24-H-Pflege” oder “24-H-Betreuung” beziehungsweise “Rund-um-die-Uhr-Betreuung" bezeichnet eine Form der Pflege, bei der eine Pflegekraft üblicherweise mit im Haus oder der Wohnung des Pflegebedürftigen lebt. Dadurch ist diese rund um die Uhr vor Ort, um den Pflegebedürftigen zu unterstützen und im Haushalt zu helfen. IDas unterscheidet diese Pflegeform von der ambulanten Pflege, bei der die Pflegekraft nur zu bestimmten Zeiten anwesend ist und auch von der stationären Pflege von Pflegebedürftigen in einer Pflegeeinrichtung. Die 24-H-Pflege ermöglicht eine kontinuierliche Betreuung im gewohnten Umfeld.  

Ermöglicht werden die 24-H-Pflegeprogramme meist von Pflegekräften aus Osteuropa. Für viele Familien ist die umfassende Pflege mit deutschen Betreuungskräften nicht finanzierbar. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat sich in diesem Zusammenhang der Begriff “polnische Pflegekraft” etabliert, ein Synonym für die“24-Stunden-Betreuungsperson". Diese eingebürgerte Bezeichnung macht die prekäre Lage im Pflegebereich deutlich.  

Fulltime-Job: Arbeitet die Pflegekraft wirklich rund um die Uhr?

Gleich vorweg: Eine tatsächliche Arbeitszeit von 24 Stunden ist weder rechtlich zulässig noch dauerhaft von einer Betreuungsperson leistbar. Somit ist die Bezeichnung “24-H Pflege” irreführend. Gemeint ist, dass die Pflegekraft eine 24-Stunden-Rufbereitschaft für Notfälle hat. Die tatsächliche Arbeitszeit bewegt sich im gesetzlichen Rahmen. Gemeinsam legen die Pflegekraft und die pflegebedürftige Person mit ihren Angehörigen fest, welche konkrete Hilfe zu welchen Zeiten benötigt wird und welche Aufgaben im Haushalt erledigt werden müssen. So kann die Pflegerin oder der Pfleger Pausen und Freizeit entsprechend planen. In der Regel arbeiten 24-Stunden-Pflegekräfte zwischen 35 und 40 Stunden pro Woche. Unabhängig von der Nationalität gelten für alle die deutschen Vorschriften zum Arbeitsschutz und zur Arbeitszeit. 

Aufgaben: Welche Tätigkeiten umfasst die 24-H-Pflege?

Während der Rund-um-die-Uhr-Betreuung hilft die Pflegekraft ihren Klienten hauptsächlich im Haushalt und bei der Körperpflege. Tagsüber begleitet sie ihn zu Arztbesuchen und ermöglicht andere Aktivitäten und Unternehmungen.  

Alle Aufgaben im Überblick

Grundpflege (gem. § 14 Abs. 2 Nr. 4 SGB XI) 

  • Hilfe bei der Körperpflege (Waschen, Duschen, Baden, Kämmen, etc.) 

  • Mund- und Zahnpflege 

  • Hilfe beim Toilettengang  

  • Wechsel der Kleidung  

  • Hilfe bei der Nahrungszunahme  

  • Hilfe bei der Medikamenteneinnahme  

Hauswirtschaftliche Tätigkeiten: 

  • Kochen 

  • Einkaufen  

  • Reinigung der Wohnung 

  • Wäsche waschen 

  • Bügeln  

  • Bett machen  

Soziale Begleitung: 

  • Begleitung zu Arztbesuchen  

  • Besuch von Freunden oder Familie  

  • Gemeinsame Aktivitäten (Gesellschaftsspiele, Lesen, Spaziergänge, etc.)  

Achtung: Das kann eine 24-Stunden-Pflegekraft nicht leisten

Die meisten osteuropäischen Betreuungskräfte haben in der Regel keine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Für die Grundpflege ist auch keine spezielle Ausbildung als examinierte Pflegekraft nötig, nach einer entsprechenden Anleitung ist diese gut umzusetzen. Tätigkeiten der medizinischen Behandlungspflege, wie zum Beispiel Blutdruckmessen oder Spritzengeben, dürfen jedoch nicht von der ausländischen Hilfskraft ohne Fachausbildung übernommen werden. Hierfür muss zusätzlich geschultes Personal, wie ein ambulanter Pflegedienst engagiert werden.  

Die Anstellung einer 24-H Pflegekraft

Insgesamt gibt es drei Möglichkeiten, um eine Betreuungsperson anzustellen:  

Das Entsendungsmodell:  

Hier engagiert man über eine deutsche Vermittlungsagentur eine 24-H-Betreuung für den Pflegebedürftigen. Die Organisation, wie Anreise der Pflegekraft oder Zahlung von Sozialabgaben, übernimmt der Anbieter.  

  • Eigenaufwand: minimal  

Wie du seriöse Vermittlungsagenturen im Pflegebereich findest, erfährst du hier

 Das Arbeitgebermodell:  

Du hast auch die Möglichkeit die Pflegekraft selbst anzustellen. Dann wird ein Arbeitsvertrag direkt mit der jeweiligen Betreuungskraft abgeschlossen. Als Arbeitgeber ist man jedoch verpflichtet Lohn- und Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen, sowie die gesetzlichen Arbeitszeiten zu überwachen.  

  • Eigenaufwand: hoch  

 Das Selbstständigkeitsmodell:  

Die letzte Möglichkeit ist einen Vertrag mit einer selbstständigen Pflegefachkraft abzuschließen, welche ein eigenes Gewerbe angemeldet hat. Jedoch besteht hier die Gefahr einer Scheinselbstständigkeit ,was Nachzahlungen und Bußgelder zur Folge hätte. 

  • Eigenaufwand: mittel 

Was kostet eine 24-H-Pflege?

Wer eine Betreuungsperson anstellen möchte, fragt sich natürlich immer, wie hoch die Kosten dafür sind. Diese unterscheiden sich je nach Anstellungsmodell:  

  • Entsendungsmodell: ab ca. 2.200 € pro Monat 

  • Arbeitgebermodell: ca. 3.500 - 5.000 € pro Monat 

  • Selbstständigkeitsmodell: ca. 2.500 - 3.500 € pro Monat

Welche Vor- & Nachteile hat die 24-H-Pflege?

Vorteile:  

  • Betreuung im gewohnten häuslichen Umfeld  

  • Unterstützung bei allen alltäglichen Verrichtungen  

  • Entlastung der Angehörigen  

  • Individuelle Betreuung  

  • Rund um die Uhr im Notfall da  

  • Sozialer Anker, welcher Einsamkeit vorbeugt  

Nachteile: 

  • Sehr kostenintensiv  

  • Keine Pflegefachkräfte (eventuell zusätzlicher Pflegedienst notwendig) 

  • Wohnraum muss vorhanden sein (Gästezimmer oder Eigenwohnung) 

  • Oft mangelnde Sprachkenntnisse, was die Kommunikation erschwert 

Vor und Nachteile der 24h Pflege

Fazit: 24- H Pflege – Kein Schattendasein mehr

Allein durch den demografischen Wandel könnte die Zahl der Pflegebedürftigen von  5,6 Millionen Ende 2035 auf 6,8 Millionen Ende 2055 ansteigen. Pflege bleibt ein wichtiges Zukunftsthema. Möglichkeiten, wie die 24-H-Pflege, gewinnen zusätzlich an Bedeutung. Für viele Familien ist die Unterbringung in einem Pflegeheim keine Option, trotzdem besteht der Bedarf einer intensiven und individuellen Betreuung Hierbei ist es wichtig die individuellen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen zu berücksichtigen und die Anforderungen an das Pflegepersonal gut zu kalkulieren. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass die Betreuungskraft qualifiziert ist und gut zu einem passt.