Minijobs und Teilzeit – die Alternativen zur Vollzeitwoche in der Pflege

Im Vergleich zu anderen Branchen sind in der Pflege mit rund 43% außergewöhnlich viele Krankenpfleger in Teilzeit tätig. Auch Minijobs sind eine gerngesehene Beschäftigung von Pflegekräften. Die Vorteile bei einer Teilzeitstelle und viele praktische Tipps haben wir für dich zusammengefasst!  

Altenpflegerin lacht mit Bewohnerin
Du möchtest in Teilzeit oder in einem Minijob in der Pflege tätig werden? Wir helfen dir! Bildquelle: Adobe Stock. 

Teilzeit in der Pflege – was bedeutet das?

Das sogenannte Teilzeitarbeitergesetz besagt, dass du mit kürzerer Arbeitszeit im Vergleich zu deinen Vollzeit-Kollegen als in Teilzeit beschäftigt giltst. Arbeitest du seit mindestens sechs Monaten in einem Unternehmen, das mehr als 15 Angestellte betreut, hast du die Möglichkeit, eine Arbeitsreduzierung zu beantragen. Diesen Antrag musst du mindestens drei Monate vor deinem gewünschten Beginn schriftlich vorgelegen und er gilt, nachdem zugestimmt wurde. Natürlich kannst du jederzeit wieder aufstocken. Dein Anspruch kann prinzipiell nur dann abgelehnt werden, wenn “dringend betriebliche Gründe” vorliegen.   

Einen Teilzeitjob zu haben, bedeutet also nicht unbedingt, nur die Hälfte oder nur in Teilen so viel zu arbeiten wie Pflegekräfte, die in Vollzeit arbeiten. Arbeitet dein Kollege also in Vollzeit 40 Stunden pro Woche, würdest du mit 35 Stunden bereits in Teilzeit arbeiten.  

Verschiedene Teilzeitmodelle

Es existieren verschiedene Teilzeitmodelle. Diese unterscheiden sich unter anderem von den Möglichkeiten des Arbeitsplatzes. Die meisten Teilzeitkräfte in der Pflege arbeiten an zwei bis fünf Tagen in der Woche. Meist handelt es sich dabei um eines der folgenden Teilzeitmodelle:  

  • Fünf-Tage-Variante: Die Arbeitskraft erscheint zwar täglich, verkürzt ihren Arbeitstag jedoch um mehrere Stunden.  

  • Flexible Verteilung der Tage: Diese Variante verbindet Arbeitstage mit freien Tagen. Die vertraglich festgelegte Arbeitszeit kann auf weniger Tage verteilt werden.  

  • Jobsharing: Eine moderne Möglichkeit, sich zu zweit eine Vollzeitstelle zu teilen, bildet das sogenannte Jobsharing. Durch die persönliche Absprache werden die Arbeit und die Zeiteinteilung flexibler.  

Und wie sieht es mit Urlaubstagen aus?  

Innerhalb der Pflege werden die zu leistenden Arbeitszeiten der Arbeitnehmer in den meisten Fällen in einem Dienstplan festgelegt. Die Schichten betragen meistens 6-8 Stunden. Teilzeitarbeitende in der Pflege haben – wie in anderen Berufen auch- prozentualen Urlaubsanspruch entsprechend ihrer vertraglich festgelegten Arbeitszeit. Wurden feste Wochentage vereinbart, so muss nur an diesen Tagen Urlaub beantragt werden.  

Warum entscheiden sich so viele Pflegefachkräfte für Teilstellenangebote?

Laut einer Umfrage des deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe aus dem Jahr 2019, fühlen sich Vollzeitkräfte überbeansprucht. Ein weiterer Grund für Teilzeit sind außerdem die vielen Überstunden und das ständige Aushelfen, welches zu ohnehin längeren Arbeitstagen führt. Teilzeit wird außerdem gerne von Personen genutzt, die nebenher noch ein Vollzeitstudium absolvieren oder an einer Fortbildung teilnehmen.  Da in Deutschland neben dem Gender Pay Gap auch die Gender Care Gap existiert, ist es gerade für viele Frauen unmöglich, einen Beruf in Vollzeit auszuüben, da sie einen signifikanten Teil der Versorgung, Betreuung als auch Pflege ihrer pflegebedürftigen Familienangehörigen übernehmen. Vor allem von weiblichen Pflegekräften wird erwartet, dass sie ihre Eltern oder andere Familienangehörige in der Zukunft pflegen. Männliche Pflegekräfte arbeiten statistisch gesehen deutlich weniger in Teilzeit.  

Vorteile und Nachteile der Teilzeitstelle

Eine Teilzeitstelle bringt Vorteile als auch Nachteile mit sich. Damit du abwägen kannst, ob sich eine solche Stelle für dich eignet, haben wir diese hier zusammengefasst!  

Vorteile:  

  • Vereinbarkeit von Arbeit und Familie: Da bei einer Teilzeitstelle mehr Zeit für Freizeit sowie für Familie entsteht, kannst du dir ein entspannteres und auch erfüllenderes Familienleben ermöglichen. Ein Teilzeitjob kann auch gut während der Elternzeit ausgeübt werden. Hier musst du beachten, dass du eine Arbeitszeit von maximal 30 Stunden nicht überschreitest.  

  • Ausgleich zur Belastung in der Pflege: In der Teilzeit ist es dir als Pflegefachkraft möglich, eine Auszeit von der Belastung zu haben, die mit diesem anspruchsvollen Beruf einhergeht. Auch kannst du Kraft für mögliche Überstunden schöpfen.  

  • Möglichkeit, Nebentätigkeiten auszuüben: Pflegekräfte verfügen über viele Fähigkeiten wie zum Beispiel Empathie, Stressresistenz als auch Organisationsfähigkeit. Diese Fähigkeiten sind nicht nur in der Pflege gefragt, sondern auch in vielen anderen Branchen. So kann eine Bewerbung auf eine fachfremde Stelle dir dabei helfen, finanzielle Lücken zu schließen. Berufliche Erfahrungen sind bei Arbeitgebern gerne gesehen und du kannst womöglich bereits zu Beginn direkt mehr Verantwortung übernehmen. Außerdem ist ein Nebenjob in der Pflege gerade für Studierende, die etwas in Richtung Medizin oder Pflege studieren, der perfekte Nebenjob.  

Kein Wenn ohne Aber: Natürlich gibt es in der Teilzeit in der Pflege auch Nachteile.  

  • Weniger Gehalt: Übst du eine Teilzeitbeschäftigung über einen längeren Zeitraum aus, mindern sich neben den laufenden Einkünften auch deine Rentenansprüche. Daher erweist es sich als sinnvoll, das mögliche Netto-Teilzeitgehalt zu berechnen und sich frühzeitig Vor- und Nachteile angesichts der eigenen Lebensplanung durch den Kopf gehen zu lassen.  

  • Häufiges Einspringen: Zwar sind Arbeitnehmer grundsätzlich nicht dazu verpflichtet, außerhalb ihres festgelegten Dienstplans einzuspringen, jedoch muss im Falle einer Erkrankung für Einsatz gesorgt werden. Der Arbeitgeber besitzt zwar ein sogenanntes Direktionsrecht zu Ort und Zeit der Arbeitsleitung, dies wird aber nur über den erstellten Dienstplan angewendet. Kurzfristige Dienstplanänderungen sind erlaubt und müssen nicht einige Tage zuvor angekündigt werden.  

eine altenpflegerin lächelt eine bewohnerin eines altenheims an
Arbeit in der Altenpflege kann eine erfüllende Tätigkeit sein - auch für dich! Bildquelle: Adobe Stock. 

Minijobs in der Pflege – was musst du beachten?

Da es in Deutschland zu wenig Pflegekräfte gibt, haben viele Menschen das Bedürfnis, das Gesundheitssystem zu unterstützen und mitzuhelfen. Da kommt ein Minijob in einem Altenheim, in einem ambulanten Pflegedienst oder auch in einem Krankenhaus gerade recht – denn hier helfen die Menschen der Gesellschaft aber tun sich auch selbst etwas Gutes. Denn bei Jobs in der Pflege hat man Kontakt zu anderen Menschen und kann Erfahrungen sammeln.  

Am wichtigsten ist es, dass du in einem Minijob nicht mehr als 520 Euro verdienst, da du somit nicht sozialversicherungspflichtig bist. Kommt es dazu, dass du mehr verdienst, musst du Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung und Steuern zahlen. Diese Grenze darf pro Jahr dreimal überschritten werden, wenn es sich um unvorhersehbare und gelegentliche Arbeitszeiten handelt. Je mehr du also pro Stunde verdienst, desto weniger Stunden im Monat darfst du arbeiten. Auch interessant zu wissen: Es ist für die Minijob-Regelung nicht relevant, wie viele Jobs du hast, solange du dabei nicht die besagten 520 Euro überschreitest. Du könntest also in einem Pflegeberuf arbeiten, in welchem du im Monat 300 Euro verdienst und nebenher noch einen anderen Minijob ausüben, bei dem du im Monat 220 Euro verdienst.  

Minijobs in der Pflege können durch ganz unterschiedliche Tätigkeiten ausgestaltet werden. Wichtig ist nur bei jeder Tätigkeit, dass oder die ausführende Person Verantwortungsbewusstsein und auch Einfühlungsvermögen gegenüber den Patienten besitzt. Durch die körperliche Arbeit, die mit diesem Beruf einhergeht, darf eine gewisse körperliche Fitness nicht vernachlässigt werden.  

Auch als ungelernte Hilfskraft ist es dir möglich, einen Minijob in der Pflege zu beginnen, jedoch spielt der Stand der medizinischen Aus- und Vorbildung eine Rolle dabei, welche Tätigkeiten letztendlich von den einzelnen Pflegekräften ausgeübt werde dürfen. Das bedeutet, dass die Aufgaben über die Unterstützung bei der körperlichen Hygiene von Patienten, die Essensausgabe und andere, einfachere medizinische Aufgaben bis hin zu anspruchsvollen medizinischen Aufgaben wie dem Legen von Infusionen variieren können.  

Minijobs und Teilzeitstellen in der Pflege – wo kannst du arbeiten?

Du hast dir überlegt, dass du gerne einen Minijob oder eine Teilzeitstelle in der Pflege beginnen würdest, weißt aber gar nicht genau, in welchem Bereich? Wir helfen dir weiter:  

  • Im Ambulanten Dienst: Eine Möglichkeit für einen Minijob in der Pflege stellt die Arbeit im privaten oder ambulanten Pflegebereich dar. Auch schon die Pflege eines Verwandten zweiten oder dritten Grades ist eine Tätigkeit im Sinne eines Nebenjobs für Pflegekräfte. 

  • Im Krankenhaus: Auch im Krankenhaus kann ein Minjob eine große Bereicherung sein. Gerade Studierende aus dem Bereich Medizin oder Pflege können hier wertvolle Erfahrungen sammeln.  

  • In der Altenpflege: Neben den täglichen Aufgaben wie der Unterstützung bei der körperlichen Hygiene oder der Essensausgabe ist eine Stelle in einem Alten- und Pflegeheim eine bereichernde, da du hier viel mit den Bewohnern persönlich zu tun hast, viel von ihnen lernen kannst und Gesellschaft mit ihnen verbringen kannst.  

Fazit: In der Pflege wird immer nach Unterstützung gesucht!

Spätestens nach der Corona-Pandemie ist uns allen bewusst, wie wichtig Fachkräfte in der Pflege für die Gesellschaft sind. Und diese werden auch immer noch gesucht, weshalb du den Gedanken, in einem Pflegeberuf als Teilzeit oder auf Minijob-Basis zu arbeiten, auf jeden Fall verfolgen solltest! Ob du nun einen Minijob in der ambulanten Pflege möchtest, als Pflegefachkraft in einer Pflegeeinrichtung in Teilzeit arbeiten möchtest oder neben deinem Medizinstudium erste praktische Erfahrungen in einem Krankenhaus suchst – go for it! Du kannst viele wertvolle Erfahrungen sammeln, eine große Hilfe in der Gesellschaft sein und Fähigkeiten erlernen, die du in anderen Branchen vielleicht eher nicht gelernt hättest. Probiere es also aus – denn du hast nichts zu verlieren!