Gehaltserhöhung fordern: Diese Argumente überzeugen den Chef

aktualisiert am 31.10.2024  | 
Artikel von: Jan Philipp Grüner
Mit den richtigen Tricks läuft die Verhandlung über eine Gehaltserhöhung erfolgreich. ©kamiphotos, Adobestock.com

Gehaltserhöhungen sind immer ein heikles Thema: Ab wann kann man ein Gespräch einfordern? Wie spricht man das Thema am besten beim Vorgesetzten an? Und welche Summe sollte man nennen?

In der Regel liegen zwischen jeder Gehaltserhöhung mindestens 24 Monate. Innerhalb dieses Zeitraums solltest du dich mit neuen Gehaltsforderungen zurückhalten. Mehr Geld zu verlangen, bedarf immer guter Gründe, um den oder die Vorgesetzten zu überzeugen. Doch es gibt einige Argumente, die dir bei der Gehaltsverhandlung helfen:

  • Du hast ein höheres Gehalt verdient: Man sollte auf jeden Fall selbst davon überzeugt sein, mehr Geld verdient zu haben, ehe man nach einer Gehaltserhöhung fragt. Sind jedoch auch Kolleginnen und Kollegen davon überzeugt oder führen deine Leistungen zu enormem Erfolg im Unternehmen, hast du gute Argumente für einen höheren Lohn. Das Gleiche gilt, wenn du wichtige Karriere- bzw. Weiterbildungsziele erreicht hast und jetzt bereit für den nächsten Schritt bist. Ist deine Leistung außerordentlich gut gewesen, ist das ein nennenswerter für ein höheres Gehalt.
  • Du hast andere gute Argumente: Nicht nur deine Leistung ist ausschlaggebend für die Höhe des Gehalts. Neben abgeschlossenen Projekten oder guten Verkaufszahlen ist auch der allgemeine Erfolg des Unternehmens und dein Beitrag zum Erfolg relevant. Ein weiteres Argument kann der Vergleich zu anderen Unternehmen liefern. Zahlen andere Unternehmen deutlich mehr Gehalt für eine ähnliche Beschäftigung? Persönliche Gründe, wie die Erhöhung deiner Miete, sollten bei Gehaltsforderung dagegen keine Rolle spielen.
  • Dein Unternehmen hat erfolgreich gewirtschaftet: Stellst du beim Blick auf die Unternehmenszahlen fest, dass dein Unternehmen sehr erfolgreich war und Umsätze bzw. Gewinne steigern konnte, stehen die Chancen auf eine Gehaltserhöhung besser. Unternehmen in finanzieller Notlage oder mit wirtschaftlichen Engpässen werden die Gehälter des Personals höchstwahrscheinlich nicht erhöhen.
  • Gutes Verhältnis zu den Vorgesetzten: Letztlich entscheidet der Vorgesetzte über das Gehalt und wann es erhöht werden soll. Konntest du mit deiner Arbeit überzeugen und hast einen guten Eindruck hinterlassen oder ist euer Arbeitsverhältnis ausgezeichnet, sind die Aussichten auf ein höheres Gehalt besser.

Wie hoch darf meine Forderung bei einer Gehaltserhöhung sein?

Du musst dir vorher genau überlegen, wie hoch dein Wert ist und welches Gehalt du dir wünscht. Dabei solltest du darauf achten, dass deine Forderung nicht unrealistisch hoch ist. Ansonsten besteht schnell die Gefahr, mit leeren Händen aus der Verhandlung zu gehen. Informiere dich im Vorfeld, wie viel deine Kollegen oder externe Personen in ähnlichen Positionen verdienen. Berücksichtige dabei immer die Region und Branche.

Eine Gehaltsverhandlung ist meistens ein Kompromiss, bei dem sich beide Parteien mehr oder weniger in der Mitte treffen. Natürlich nur, wenn dein anfängliches Angebot nicht aus dem Rahmen fällt. Es sollte in jedem Fall angemessen sein, darf jedoch ein wenig höher als dein eigentliches Wunschgehalt sein, da der Arbeitgeber ohnehin versuchen wird, zu verhandeln. Liegt deine letzte Gehaltserhöhung mindestens 18 Monate zurück und du hast in diesem Zeitraum viel geleistet, kannst du eine Steigerung zwischen drei und sieben Prozent in Betracht ziehen. Wurden dir große Projekte zugeteilt oder hat sich dein Verantwortungsbereich vergrößert, können zehn bis 15 Prozent herausspringen. In diesem Fall solltest du deine Verhandlung bei 20 Prozent beginnen und entsprechend verhandlungsbereit sein.

Ein “Recht auf eine Gehaltserhöhung” gibt es nicht. Das Gehalt ist reine Verhandlungssache. Verpflichtend ist nur, dass Mitarbeiter fair und gleich behandelt werden. Alter, Geschlecht oder ähnliche Merkmale dürfen bei Gehaltsverhandlungen keine Rolle spielen. Mithilfe des “Entgelttransparenzgesetzes” und mehr Lohntransparenz können diese Aspekte fortlaufend kontrolliert werden.

4 Schritte zur erfolgreichen Gehaltsverhandlung

Gespräche mit den Vorgesetzten lösen meist Nervosität aus. Deshalb ist ein richtiger Ablauf des Gesprächs wichtig, um deine Aussichten auf eine Gehaltserhöhung zu verbessern.

  1. Der Verhandlungstermin: Vorbereitung ist essenziell, weswegen du bereits weit im Voraus einen Termin vereinbaren solltest. Achte dabei darauf, dass sowohl dein Chef als auch du selbst ausreichend zeitliche Kapazitäten habt, um nicht gestresst in die Verhandlung zu gehen. Es gibt unzählige Zeitpunkte, die sich keinesfalls für ein solches Gespräch eigenen: Firmenfeier, der Gang zur Toilette, Mittagspause, nach dem Feierabend oder im Aufzug.
  2. Die richtige Begründung: Lege dir vorher deine Argumente zurecht und strukturiere sie, um während des Gesprächs nicht den Faden zu verlieren. Achte zudem darauf, keine Punkte zu vergessen und bleibe stets ehrlich. Scheue dich nicht, selbstbewusst aufzutreten und nenne deine Stärken.
  3. Die Höhe des Gehalts: Ein im Voraus festgesetzter Betrag hilft dir, deine Erwartungen nicht aus den Augen zu verlieren. Setze deine erste Forderung höher an, da dein Vorgesetzter sicherlich versuchen wird, die Summe zu senken. Dabei sollte dein Angebot realistisch sein. Suche dir im Vorfeld Vergleichswerte anderer Kollegen oder Durchschnittsgehälter aus dem Internet heraus.
  4. Kündigung als Alternative: Laufen die Verhandlungen nicht so wie erwartet, ist das erstmal ein herber Rückschlag. Dennoch solltest du nicht gleich mit der Kündigung drohen. Fordere lieber ein weiteres Gespräch ein, in dem du klarstellst, warum du mit der Entscheidung nicht einverstanden bist.

So reagierst du auf Gegenargumente

Dein Chef wird schnell anhand deiner Argumente merken, wie gut du vorbereitet bist und wie begründet deine Gehaltsforderungen sind. Diese Gegenargumente solltest du deshalb parat haben:

  • Ist dein Vorletzter der Meinung, dass du die Voraussetzungen für eine Gehaltserhöhung nicht erfüllst, stellt er dich fachlich und persönlich infrage. Lass dich davon nicht verunsichern und vertraue auf deine Kompetenzen. Anhand konkreter Beispiele aus deinem Arbeitsalltag kannst du deine fachlichen Qualitäten untermauern.
  • Kommt eine Gehaltserhöhung aufgrund angeblicher finanzieller Schwierigkeiten des Unternehmens nicht in Betracht, ist es sinnvoll, wenn du dich vorab über die wirtschaftliche Lage informierst. So zeigst du möglicherweise, dass eine Gehaltserhöhung durchaus möglich wäre.
  • Weist dein Vorgesetzter darauf hin, dass alle Angestellten innerhalb einer Hierarchieebene das Gleiche verdienen, solltest du dich über konkrete Bewertungskriterien und Anforderungen der Ebene informieren, um gegebenenfalls zu beweisen, dass du mehr als andere leistest.