Depression, Burnout und Co.: Psychischen Krankheiten am Arbeitsplatz vorbeugen

Artikel von: Stefan Zinke
Die psychische Gesundheit ist essentiell für eine funktionierende Arbeitskraft ©Chinnapong, Adobestock.com

Psychische Erkrankungen sind oft das Ergebnis zu anspruchsvoller Arbeitstätigkeiten. Besonders belastend sind Einschränkungen im Handlungsspielraum, übermäßige Überstunden oder die Arbeit in einem mental herausfordernden Berufsfeld. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Probleme deutlich erhöht.

Langanhaltender Stress erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine psychische Störung zu entwickeln, um 50%. Die häufigsten Erkrankungen sind Depressionen und Angststörungen, wobei auch Burnout ein häufiges Ergebnis übermäßiger Stressbelastung ist.

Was sind Anzeichen einer psychischen Erkrankung?

Psychische Erkrankungen zeigen sich häufig durch Veränderungen im emotionalen und verhaltensbezogenen Bereich, die oft auf belastende Arbeitsbedingungen zurückzuführen sind. Ein ungünstiges Arbeitsumfeld, anhaltender Stress und mangelnde Unterstützung am Arbeitsplatz können maßgebliche Auslöser sein. Diese Faktoren führen nicht nur zu einer Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit, sondern wirken sich auch negativ auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Betroffenen aus.

Depression

Eine Depression ist gekennzeichnet durch ein mindestens zwei Wochen andauerndes Tief, das oft auch über mehrere Monate oder schlimmstenfalls Jahre anhalten kann. Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu kontrollieren, und ihre Verhaltensweisen ändern sich. Häufig treten Selbstzweifel auf. Typische Symptome sind Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und Desinteresse.

Depressive verlieren oft das Interesse an früheren Hobbys und empfinden eine innere Leere oder Gefühllosigkeit. Selbst kleine Tätigkeiten werden als sehr anstrengend und belastend empfunden, und es fehlt an Antrieb. Konzentrationsprobleme, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen sind weitere Begleitsymptome. Betroffene sind oft in einem negativen Gedankenkreislauf gefangen.

Burnout

Burnout ist eine Erkrankung, ohne fest definierte Symptome. Allerdings wird er stets durch emotionale Belastungen wie Konflikte und Zeitdruck ausgelöst. Typische Anzeichen sind emotionale Erschöpfung, Müdigkeit und oft auch Magen-Darm-Probleme. Burnout führt häufig zu einer Dissonanz zwischen dem Beruf und dem eigenen Selbst, was langfristig zur Vernachlässigung beruflicher Aufgaben führt. Auch alltägliche Tätigkeiten werden für Betroffene zur Herausforderung.

Im Gegensatz zur Depression liegt der Fokus beim Burnout auf dem Arbeitsumfeld, wobei ein unbehandelter Burnout sich im Laufe der Zeit auch zu einer Depression entwickeln kann.

Prävention: Wie lässt sich psychische Gesundheit fördern?

Die psychische Gesundheit wird stark durch äußere Faktoren beeinflusst, doch wir haben die Möglichkeit, viele dieser Einflussfaktoren selbst zu bestimmen. Hobbys können ein sinnstiftendes Mittel sein. Auch soziale Kontakte verbessern die mentale Gesundheit erheblich. Isolation wird von Betroffenen zwar oft bevorzugt, verschlimmert jedoch letztlich die Symptome.

Es hilft, alltägliche Freuden zu reflektieren und gegebenenfalls Tagebuch zu führen, um schöne Momente stets im Blick zu behalten. Wertschätzung im Arbeitskontext kann ebenfalls als Kraftquelle dienen.

Wenn es an äußeren positiven Faktoren mangelt, können feste Werte oder auch deine Religion ein Anker der Hoffnung sein. Achtsamkeitsübungen helfen, die Stressresistenz zu erhöhen, und Sport, insbesondere Yoga, unterstützt beim Abschalten nach der Arbeit.

Ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung sind ebenfalls wichtig, da ein ungesunder Körper auch den Geist beeinträchtigt. Lerne “Nein” zu sagen, wenn es dir zu viel wird. Aufgaben lassen sich oft delegieren oder anders einteilen. Es ist wichtig, Aufgaben nicht auf den letzten Drücker zu erledigen und zu akzeptieren, dass Fehler normal sind und niemand perfekt ist.

Warum auch aus Arbeitgebersicht die psychische Gesundheit einen hohen Stellenwert haben sollte

Laut dem Fehlzeiten-Report 2023 der AOK sind psychische Erkrankungen der dritthäufigste Grund für Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Diese Erkrankungen weisen eine deutlich längere Krankheitsdauer als beispielsweise Atemwegserkrankungen, mit durchschnittlich 29,6 Ausfalltagen gegenüber 7,1 Tagen. Die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens wird laut dem Report durch Faktoren wie Kooperationsklima, Krisenmanagement, Kreativität und Verbesserungen sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten bestimmt. Zufriedenere Arbeitnehmer in diesen Bereichen führen zu weniger Fehlzeiten.

Häufige Fehler von Unternehmen in der Gesundheitsprävention sind, dass betriebliches Gesundheitsmanagement oft nur diejenigen erreicht, die sich ohnehin um ihre Gesundheit kümmern. Zudem wird das Thema nicht strategisch angegangen und bleibt oft auf einzelne Personen beschränkt, anstatt in allen Bereichen des Unternehmensalltags verankert zu sein. Führungskräften fehlt es oft an klarer Ausrichtung, abgestimmten Prozessen und ausreichender Unterstützung für den Umgang mit gesundheitlich und psychisch belasteten Mitarbeitenden.

Bessere Gesundheitsstrategien beinhalten, Gesundheit zum strategischen Thema zu machen, den Gesundheits-Status-Quo zu messen und überschaubare Ziele umzusetzen. Gesundheit sollte im Unternehmensalltag und in der Kultur verankert werden, etwa durch Informationsveranstaltungen und offene Gespräche mit Mitarbeitenden. Zudem sollten klare Regelungen für den Umgang mit mental belasteten Mitarbeitenden geschaffen und gesunde Rahmenbedingungen etabliert werden.

Warum die Covid-Pandemie besondere Herausforderungen bot

Durch die Pandemie fehlte vielen Menschen der soziale Kontakt, da Social Distancing zu weniger ausgelebten Freizeitaktivitäten und mehr Zeit alleine zu Hause führte. Die Zukunftsängste stiegen, und viele Arbeitstätigkeiten wurden ins Home-Office verlagert. Während die damit verbundene Flexibilität und der kürzere Arbeitsweg positive Auswirkungen auf die geistige Gesundheit haben können, gibt es auch Schattenseiten.

Im Jahr 2020 gaben in einer Umfrage des BKK-Gesundheitsreports 26,6% der Befragten an, psychisch negativ durch die Pandemie beeinflusst worden zu sein; 2021 stieg diese Zahl sogar auf 35,7%. Im Vergleich dazu waren die selbst wahrgenommenen negativen Einflüsse auf die körperliche Gesundheit weniger stark ausgeprägt. Insbesondere die Arbeitsmotivation und der Zusammenhalt in der Belegschaft litten unter der Pandemie. Dennoch betonten mehr als ein Viertel der Unternehmen, dass sie sich gut oder sehr gut an die neuen Gegebenheiten angepasst haben.

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