Einblick in die Welt der Heilpraxis: Homöopathie und Naturheilkunde – wo liegt der Unterschied?

aktualisiert am 21.07.2025  | 
Artikel von: Hannah Schmidt, Stefan Zinke, Melina Mark
Heilpraktiker haben für alle Beschwerden das passende Mittel. ©AdobeStock/Valerii Honcharuk

Im Alltag als Heilpraktikerin oder Heilpraktiker behandelst du Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden im Sinne der Naturheilkunde. Du erstellst Anamnesen und untersuchust von Patientinnen und Patienten, um deren Gesundheitszustand und Krankheitsgeschichte zu erfassen. Du baust individuelle Behandlungspläne unter Berücksichtigung alternativer Heilmethoden wie Homöopathie, Phytotherapie, Akupunktur oder Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM).

Zudem führst du Therapien und Behandlungen wie Massagen, Akupunktur, Kräuteranwendungen oder Ernährungsberatung durch. Ein weiterer wichtiger Aspekt deiner Arbeit ist die Beratung der Patientinnen und Patienten zu gesundheitsfördernden Maßnahmen und Lebensstiländerungen sowie die Dokumentation von Behandlungen und Patientenverläufen.

Die Arbeit als Heilpraktiker: So könnte dein Alltag aussehen

Als Heilpraktikerin oder Heilpraktiker bieten sich dir verschiedene Möglichkeiten, sowohl mit einer eigenen Praxis als auch in anderen Gesundheitseinrichtungen. Viele Naturheilkundige eröffnen ihre eigene Praxis, um Patienten individuell zu behandeln und ganzheitliche Gesundheitskonzepte anzubieten. Gemeinschaftspraxen und Gesundheitszentren bieten die Möglichkeit, Räumlichkeiten und Ressourcen gemeinsam zu nutzen und sich mit anderen Therapeuten auszutauschen. Des Weiteren können auf diesem Wege mehr Patientinnen und Patienten aufgenommen werden.

Einige Kliniken und Rehabilitationszentren integrieren auch alternative Heilmethoden in ihr Behandlungsangebot und beschäftigen Schaffende in der Heilpraktik für ergänzende Therapien. Wellnesshotels und Spa-Einrichtungen bieten oft auch alternative Gesundheits- und Entspannungsangebote an und können Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker für Behandlungen wie Massagen oder Entspannungstechniken beschäftigen. Auch einige Pflegeheime und Senioreneinrichtungen setzen auf ganzheitliche Gesundheitskonzepte.

Work-Life-Balance als Heilpraktiker

Die Arbeitszeiten als Heilpraktikerin oder Heilpraktiker können variieren und hängen oft von der individuellen Praxisorganisation ab. Viele Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker arbeiten in einer eigenen Praxis und können ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten. Termine können sowohl tagsüber als auch abends angeboten werden, um den Bedürfnissen der Kundschaft gerecht zu werden.

Schichtarbeit im herkömmlichen Sinn ist jedoch eher unüblich, es sei denn, die Heilpraktikerin oder der Heilpraktiker arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis oder in einem Gesundheitszentrum mit anderen Therapeutinnen und Therapeuten zusammen.

Heilpraxis und Homöopathie: Was ist der Unterschied

Auch wenn die Begriffe “Heilpraktiker” und “Homöopath” oft synonym verwendet werden, bezeichnen sie doch zwei unterschiedliche Berufsschwerpunkte. Der Beruf des Heilpraktikers erfordert eine staatliche Zulassung, um ausgeübt zu werden. Es ist ein geschützter Beruf. Die Homöopathie wiederum ist nicht gesetzlich geschützt. Es handelt sich um eine spezielle Behandlungsform innerhalb der Naturheilkunde, die nach den Prinzipien von Samuel Hahnemann ausgerichtet ist.

Das Kernprinzip der Homöopathie lautet “Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden.” Das bedeutet, eine Substanz, die bei einem gesunden Menschen bestimmte Symptome hervorruft, soll in sehr kleiner Dosis genau diese Symptome bei einem kranken Menschen heilen. Die Verdünnungen sind oft so stark, dass im Endprodukt kein Molekül des Ausgangsstoffes mehr nachweisbar ist.

Hier ein Beispiel: Rohe Zwiebeln verursachen tränende Augen und eine laufende Nase. In der Homöopathie wird das homöopathische Mittel „Allium cepa“ (aus der Zwiebel) bei Heuschnupfen oder Erkältungen mit ähnlichen Symptomen eingesetzt.

Eine Ausbildung in der Heilpraktik: diese Voraussetzungen solltest du erfüllen

Um eine Ausbildung zur Heilpraktikerin oder zum Heilpraktiker zu beginnen, musst du hauptsächlich eine Begeisterung für Naturheilkunde mitbringen.

Schulabschluss

Ein bestimmter Schulabschluss ist in der Regel nicht vorgeschrieben. Die meisten Heilpraktikerschulen akzeptieren Bewerberinnen und Bewerber mit einem Hauptschulabschluss oder einem gleichwertigen Abschluss. Ein höherer Schulabschluss wie Mittlere Reife oder Abitur kann jedoch von einigen Schulen bevorzugt werden.

Notenschnitt

In der Regel ist kein bestimmter Notendurchschnitt erforderlich, um eine Ausbildung zur Heilpraktikerin oder zum Heilpraktiker zu beginnen. Einige Schulen können jedoch auf gute bis durchschnittliche schulische Leistungen Wert legen, insbesondere in Fächern wie Naturwissenschaften und Biologie, die für das Verständnis der medizinischen Inhalte wichtig sind.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung zur Heilpraktikerin oder zum Heilpraktiker ist in Deutschland gesetzlich nicht einheitlich geregelt und erfolgt in der Regel an privaten Heilpraktikerschulen oder in Form von Fernstudien. Die Dauer der Ausbildung kann je nach Ausbildungsform und individuellem Lerntempo variieren, beträgt jedoch in der Regel etwa zwei bis drei Jahre. Nach Abschluss der Ausbildung muss die Überprüfung beim Gesundheitsamt abgelegt werden, um die Erlaubnis zur Ausübung des Berufs als Heilpraktikerin oder Heilpraktiker zu erhalten.

Während der Ausbildung – das kommt auf dich zu

Während deiner Ausbildung zur Heilpraktikerin oder zum Heilpraktiker werden dir verschiedene Schulfächer und Inhalte vermittelt, um dich auf die vielfältigen Anforderungen des Berufs vorzubereiten:

Schulfächer

  • Anatomie und Physiologie: Verständnis für den Aufbau und die Funktion des menschlichen Körpers, einschließlich der Organe, des Skelettsystems, des Kreislaufsystems usw.
  • Pathologie: Kenntnisse über Krankheitsbilder und -ursachen, um Krankheitssymptome zu erkennen und Diagnosen zu stellen.
  • Pharmakologie: Grundlagen der Arzneimittellehre, um Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten zu verstehen.
  • Diagnostik: Methoden zur Untersuchung von Patienten, wie Anamneseerhebung, klinische Untersuchungen und Laboruntersuchungen.
  • Naturheilkunde und alternative Heilmethoden: Einführung in verschiedene Therapieansätze wie Homöopathie, Phytotherapie, Akupunktur, traditionelle chinesische Medizin (TCM) und andere alternative Heilverfahren.
  • Rechtliche Grundlagen und Ethik: Gesetzliche Bestimmungen und rechtliche Rahmenbedingungen für die Ausübung des Berufs als Heilpraktiker sowie ethische Grundsätze im Umgang mit Patienten.

Um im Beruf 21glücklich zu werden und erfolgreich zu sein, solltest du sowohl Hard Skills als auch Soft Skills mitbringen. Ein Interesse an Medizin, Gesundheit und ganzheitlichen Heilmethoden ist grundlegend. Empathie und Einfühlungsvermögen im Umgang mit Patienten sind ebenso wichtig wie eine gute Beobachtungsgabe und Analysefähigkeit bei der Erfassung von Krankheitssymptomen. Ein Interesse an alternativen Heilmethoden wie Homöopathie, Naturheilkunde, Akupunktur oder Kräuterheilkunde ist ebenfalls von Vorteil. Zudem solltest du die Fähigkeit zur Selbstreflexion und kontinuierlichen Weiterentwicklung in therapeutischen Methoden besitzen.

Eine gewisse körperliche Belastbarkeit ist von Vorteil, da der Beruf des Heilpraktikers teilweise körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten beinhalten kann, wie zum Beispiel bei manuellen Therapien wie Massagen oder Akupunktur. Eine gute körperliche Fitness ermöglicht es dir, über längere Zeit konzentriert und energievoll zu arbeiten.

Psychische Stabilität und Belastbarkeit im Umgang mit Krankheit, Leid und emotionalen Belastungen der Patienten sind ebenfalls wichtig. Die Fähigkeit zur Abgrenzung und Selbstfürsorge hilft dir, deine eigene emotionale Gesundheit zu erhalten. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an unvorhergesehene Situationen und Patientenbedürfnisse sowie Zeitmanagement und Stressbewältigungsfähigkeiten sind entscheidend, um mit dem Arbeitsdruck und möglichen Herausforderungen umzugehen.

Mit dieser Vergütung kannst du rechnen 

Die Vergütung als Heilpraktikerin oder Heilpraktiker während der Ausbildung und nach Abschluss kann stark variieren und hängt von verschiedenen Faktoren wie der eigenen Praxis, der Anstellung in einer Klinik oder anderen Faktoren ab. Hier sind jedoch einige grobe Schätzungen für Bayern:

Vergütung während der Ausbildungsjahre

Während der Ausbildung zum Heilpraktiker gibt es in der Regel keine festgelegte Vergütung, da die Ausbildung privat organisiert ist und nicht an tarifliche Regelungen gebunden ist. Oft müssen Auszubildende die Ausbildungskosten selbst tragen.

Vergütung nach der Ausbildung

Nach Abschluss der Ausbildung und erfolgreicher Zulassung als Heilpraktikerin oder Heilpraktiker sind die Einkommensmöglichkeiten vielfältig und hängen stark von der eigenen Praxisführung oder der Art der Anstellung ab. In einer eigenen Praxis kann das Bruttojahreseinkommen eines Heilpraktikers in Bayern je nach Patientenstamm und Spezialisierung variieren. Es kann zwischen etwa 20.000 Euro bis über 100.000 Euro liegen, abhängig von der Anzahl der Patienten und den erbrachten Leistungen. In Anstellungen, beispielsweise in Kliniken oder Gesundheitszentren, kann das Bruttojahreseinkommen zwischen 30.000 Euro und 50.000 Euro liegen, abhängig von der Erfahrung und Qualifikation des Heilpraktikers sowie den tariflichen Regelungen. Der Bundesdurchschnitt für Heilpraktiker lag im Jahr 2020 bei etwa 40.000 Euro bis 60.000 Euro brutto pro Jahr, je nach Region und Tätigkeitsfeld.

Diese Zukunftschancen stehen dir offen

Als Heilpraktiker musst du nicht zwangsläufig auf der Stelle stehen bleiben. Spezialisierungen und Weiterbildungen sind, wie in den meisten anderen Berufen auch möglich.

Weiterentwicklungsmöglichkeiten:

  • Spezialisierung: Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker können sich auf bestimmte Therapieverfahren oder Fachgebiete spezialisieren, wie z. B. Akupunktur, Homöopathie, Phytotherapie, Osteopathie oder Psychotherapie.
  • Fort- und Weiterbildungen: Durch Fort- und Weiterbildungen können Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker ihre Kenntnisse vertiefen und neue Therapieansätze erlernen. Dies kann sowohl in Form von Seminaren, Workshops oder Studiengängen erfolgen.
  • Forschung und Lehre: Einige Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker engagieren sich auch in der Forschung und Lehre im Bereich der Naturheilkunde und alternativen Heilverfahren, indem sie z. B. an Universitäten oder Fachhochschulen unterrichten oder an Forschungsprojekten mitwirken.
  • Beratung und Coaching: Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker können ihre Fachkenntnisse auch außerhalb der direkten Patientenversorgung nutzen, z. B. als Gesundheitsberaterin/Gesundheitsberater, Coach oder in der Präventionsarbeit.