So wirst du Influencer: Tipps, Plattformen und Herausforderungen
Mit kreativer Arbeit Geld verdienen, Kooperationen mit bekannten Unternehmen eingehen und von Millionen von Menschen angehimmelt werden: Viele, insbesondere jüngere Menschen träumen von diesem Lebensweg. Der Ausbruch aus dem klassischen Nine-to-Five-Job wird als erstrebenswertes Ziel erachtet. Doch ist der Beruf des Influencers wirklich so herausragend, wie er auf den ersten Blick wirkt? Finden wir es heraus.
Was genau sind Influencer und was machen sie?
Übersetzt bedeutet Influencer so viel wie „Beeinflusser“ oder „Einflussnehmer“. Sie sind Trendsetter und haben die Macht, eine große Followerschaft zu beeinflussen. Da der Beruf nicht offiziell anerkannt ist, üben viele diese Tätigkeit entweder nebenberuflich aus oder wagen bei ausreichenden Einnahmen den Schritt in die hauptberufliche Selbstständigkeit.
Die damit einhergehende Freiheit spricht viele junge Menschen an. Knapp die Hälfte aller Abiturientinnen und Abiturienten geben laut Wissenschaftlern der Privaten Hochschule Göttingen Influencer als Berufswunsch an. Die Zahl der tatsächlich erfolgreichen Influencer ist letzten Endes weitaus geringer. Groß sind die Hürden und das tatsächliche Arbeitspensum ist höher als erwartet.
Warum Influencer so beliebt sind
Funk und Fernsehen sind schon lange nicht mehr die Hauptwege, um berühmt zu werden. Seit vielen Jahren geht der Fernsehkonsum stetig zurück, gleichzeitig werden soziale Medien immer beliebter. Dem Erfolg der Internetpersönlichkeiten haben sich mittlerweile auch TV-Sender und die Presse angenommen. Influencer sind heute immer öfter Testimonials für bekannte Marken. Gleichzeitig bringen Internetpersönlichkeiten immer häufiger eigene Produkte auf den Markt.
Influencer oder Content-Creator: Worin liegt der Unterschied?
Die beiden Begrifflichkeiten Influencer und Content-Creator werden synonym genutzt, ohne sich der Unterschiede der Begriffe im Klaren zu sein. Im Grunde ist der Content-Creator als übergeordneter Begriff zum Influencer zu verstehen.
Zu den Content-Creatorn zählen neben dem Influencer beispielsweise Journalisten, die ihre Inhalte auf einer online einsehbaren Plattform vertreiben. Wenn man den Begriff präziser fasst, ist die deutliche Mehrheit der Internetnutzerinnen und -nutzer in dieses Feld einzuordnen, da beispielsweise auch das Erstellen eines Tweets zur Content-Creation zählt.
Wenn dieser Inhalt nun von einer entsprechend großen Personengruppe gesehen wird kann sich der Content-Creator auch als Influencer bezeichnen. Liegt die Nutzerbasis dabei zwischen 1.000 und 10.000 Followern wird von Nano-Influencern gesprochen, ab 10.000 von Micro-Influencer. Um sich als Macro-Influencer betiteln zu können sind mindestens 50.000 Follower nötig. Schaffst du die 100.000er Marke zu knacken kannst du dich als Mega-Influencer bezeichnen, was mit einer gewissen Prominenz einhergeht.
Im Gegensatz zum herkömmlichen Content-Creator steht beim Influencer die eigene Person verstärkt im Mittelpunkt und nicht der Inhalt.
Fanbindung durch Vernetzung
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg als Internetpersönlichkeit liegt in der Kommunikation. Dabei ist auch die Kommunikation zwischen den Fans, aber auch zwischen Anhängern verschiedener Lager nicht außer Acht zu lassen. „Beefs“, also öffentliche Streitigkeiten, zwischen Influencern sind keine Seltenheit. Sie stärken die Fanbindung durch ein Zugehörigkeitsgefühl und dem vermeintlichen Wissen, auf der richtigen Seite zu stehen. Die damit verbundene Verehrung des Stars kann leider auch zu unreflektiertem und toxischem Verhalten führen.
Die Schattenseiten der Social-Media-Influencer
Wie bereits angedeutet, haben Influencer ein sehr starkes Einflusspotential auf ihre Fans. Gleichzeitig gibt es außerhalb von staatlich geprüften Kanälen keinerlei Kontrollinstanzen jenseits der jeweiligen Richtlinien der Plattformbetreiber. Fake News können verbreitet und radikale Ansichten vertreten werden. Kommt es doch einmal zur Sperre eines Kanals, können die Betreiberinnen und Betreiber in kürzester Zeit einen neuen erstellen.
Doch nicht nur die Verbreitung fragwürdiger Ansichten kann einen negativen Einfluss auf junge Menschen haben. Insbesondere Kindern mangelt es an Reflexionsvermögen. Dies nutzen einige Influencer aus. So wird Werbung oft nicht sichtbar genug gekennzeichnet. Spenden bei Twitch können durch manipulatives Verhalten erschlichen werden und ein unrealistischer Lifestyle im Luxus wird propagiert. Fans folgen ihrem Idol oftmals blind, wie Expertinnen des Instituts der Deutschen Wirtschaft zu denken geben. Es ist daher wichtig zu erkennen, dass eine vermeintlich authentische Internetperson nicht mit ihrer Persönlichkeit im realen Leben gleichzusetzen ist.
Die Arbeit als Influencer – so viel Arbeitszeit fällt wirklich an
Hinter dem Beruf des Influencers steckt meist viel Arbeit und Kalkül. Das vermeintlich unvorbereitet aufgenommene Video, ohne Hintergedanken ist eine Seltenheit, insbesondere bei erfolgreichen Influencern. Unabhängig von der Plattform wirst du im Social-Media-Kosmos unter enormen Druck stehen. Die breite Auswahl an Inhalten setzt einer perfekt durchgeplante Content-Strategie voraus. Regelmäßige Uploads gehören für den Erfolg dazu.
Im gleichen Maße musst du dich als Influencer mit Kritik auseinandersetzen, die oftmals in regelrechten Hass ausartet. Es ist in diesem Feld unumgänglich, sich ein dickes Fell zuzulegen. Wenn du denkst, dass du durch die flexibleren Arbeitszeiten das Gesamtpensum reduzieren kannst, müssen wir dich enttäuschen. Influencer arbeiten oft weitaus mehr als die üblichen 40 Stunden. Insbesondere mit dem Schnitt oder der Fotobearbeitung kann neben dem Filmen oder Fotografieren des Contents viel Arbeitszeit verloren gehen, da diese Prozesse oft sehr zeitaufwendig und detailintensiv sind. Erwarte auch nicht, dass du in kürzester Zeit erfolgreich wirst. Als angehender Influencer musst du geduldig sein.
Welchen Content möchte ich produzieren?
Um als Influencer erfolgreich zu sein, sollte dein erster Fokuspunkt nicht auf dem Geld liegen. Zuallererst solltest du für ein Thema brennen. Versuche dich als Content-Creator zu einer Nische, in der du dich als Experte erachtest. Ist dein Content gut umgesetzt und ausgefeilt, wirst du einen entsprechenden Zuwachs in deinen Abos verzeichnen können. Du könntest dir beispielsweise eine Nische in einem der bereits populären Content-Kategorien suchen. Setze auf deine Interessen und deine Fantasie. Und ganz wichtig: Habe Spaß dabei!
Folgende Themenbereiche sind besonders beliebt:
- Fitness
- Food
- Fashion & Beauty
- Gaming
- Vlogs
- DIY
- Comedy
- Finanzen
- Umwelt und Nachhaltigkeit
- Bildung
Die Auswahl der richtigen Plattform
Abhängig von deiner Content-Strategie kann es hilfreich sein, die Kundenbasis der jeweiligen Plattformen zu betrachten. Möchtest du Fotos teilen oder doch lieber Videos drehen? Eventuell bevorzugst du auch das Streamen?
Kurzformat-Plattformen
Instagram spricht eine recht junge Zielgruppe an. Die Plattform bietet sich ideal für Food-, Lifestyle- und Beautycontent an – doch auch viele weitere Themengebiete werden dort abgedeckt. Mit einer hohen Community-Bindung und vielfältigen Werbemöglichkeiten innerhalb deines Feeds ist Instagram die ideale Plattform für Influencer, die ihren Fokus auf ästhetische Fotos und kurze Videos setzen. Neben Bildern kannst du auch kurze Videos und Reels uploaden.
TikTok deckt eine noch jüngere Zielgruppe ab, die meisten Nutzer sind unter 30. Ähnlich wie im direkten Vorgänger Musical.ly sind Lip-Syncing-Videos auf der Plattform sehr beliebt. Jeder mit einem Gespür für Trends kann in Kurzvideos von bis zu drei Minuten kurze, oberflächliche Inhalte drehen. Neben musikalischen Inhalten sind auch Tanz und Comedyinhalte auf der Plattform hoch im Kurs. Aber auch informative Filmchen, von denen du etwas lernen kannst, sind hoch im Kurs. Livestreams sind bei TikTok ebenso möglich.
Langformat-Plattformen
Mit Youtube wird dir die Möglichkeit geboten, lange und komplexe Videos zu erstellen. Reise-Vlogs und Gaminginhalte sind hier besonders gut aufgehoben. Youtube deckt die größte Bandbreite an Konsumenten ab, wodurch du auch Personen jenseits der 40 erreichen kannst. Neben Videoinhalten bietet dir die Plattform auch eine Streaming-Möglichkeit für deine Inhalte an.
Twitch ist insbesondere für Gaming-Enthusiasten einen Blick wert. Doch auch Entertainer und Künstler aller Art können die Streaming-Plattform gut für ihre Zwecke nutzen. Du kannst während des Streams direkt mit deinem Publikum kommunizieren. Du solltest dementsprechend sprachlich begabt sein, da Fehler und Pannen nicht mehr herausgeschnitten werden können. Gleichzeitig entfällt viel Arbeit für Bildbearbeitung und Videoschnitt.
Welche Plattform passt zu dir?
Die richtige Plattform hängt von deinen Inhalten, deiner Zielgruppe und deinen persönlichen Vorlieben ab. Du kannst mehrere Plattformen kombinieren, um deine Reichweite zu maximieren. Fange am besten mit einer Plattform an. Der Aufwand kann insbesondere am Anfang überwältigend sein. Entscheide dich für eine Plattform, auf der du dich wohlfühlst und mit der du schon etwas Erfahrung hast.
Wenn du dich eher im Lifestyle-Bereich angesiedelt siehst und aktuelle Trends aufgreifen willst, dann sind Instagram und TikTok meist eine gute Wahl. Wenn Gaming und Entertainment dir eher zusagen, dann sind Twitch und Youtube für deine Inhalte geeignet.
Geld verdienen als Influencer, wo fange ich an?
Um als Influencer Geld zu verdienen, solltest du auf verschiedene Einkommensströme setzen. Abhängig von deiner gewählten Plattform lassen sich insgesamt drei Einkommensquellen ausmachen.
Geld verdienen durch Spenden
Spenden spielen auf Livestream-Plattformen wie Twitch und YouTube eine wichtige Rolle, da sie eine direkte Einnahmequelle darstellen und es Zuschauern ermöglichen, ihre Unterstützung in Echtzeit zu zeigen. Auch TikTok liefert mithilfe von Spendenstickern eine Funktion, innerhalb von Streams Geld an seinen Lieblingscreator zu senden.
Ergänzend dazu setzen heutzutage viele Influencer auf Spendenkonten. Patreon, Substack und Steady sind hier die bekanntesten Beispiele. Für einen monatlichen Beitrag bekommen Abonnenten früheren Zugriff auf Inhalte und können sich in der Regel über exklusiven Content freuen.
Geld verdienen durch Werbung
Es gibt zwei Möglichkeiten, um auf Social-Media mittels Werbung Geld zu verdienen. Zuallererst kannst du dich auf die Ad Revenue verlassen, also von der Plattform ausgewählte Werbung auf deine Inhalte schalten lassen. So werden beispielsweise Youtube-Videos durch kurze Werbeclips unterbrochen. Von den Einnahmen profitierst du als Kanalbetreiber. Youtube nutzt hierbei sein Partnerprogramm. Du solltest hierbei aber beachten, dass dein Kanal mindestens 1.000 Abonnenten und 4.000 Stunden Wiedergabezeit vorweisen muss.
Twitch liefert ein ähnliches System, welches während Streams in kurzen Unterbrechungen Werbeanzeigen schaltet. Hier ist die Länge und die Anzahl der Zuschauer ausschlaggebend. TikTok zahlt für virale Inhalte über den Creator Fund.
Geld verdienen durch Kollaborationen
Mithilfe von sogenanntem Affiliate-Marketing ist es möglich, eine von der Plattform unabhängige Einkommensquelle zu schaffen. Besonders populär sind hierbei Kollaborationen mit Firmen, die dir einen personalisierten Rabatt-Code für ihren Shop anbieten. Diesen kannst du an deine Fanbase weitergeben und bekommst hierbei für jeden Einkauf eine Provision.
Abhängig von deiner Bekanntheit werden die Kollaborationsanfragen von selbst kommen. Achte darauf, die Firmen genau unter die Lupe zu nehmen, bevor du dich mit ihnen verpartnerst. Passt das Unternehmen zu deinen Werten und zu deinem Content? Hat die Firma in der Vergangenheit negative Publicity erhalten? Dies kann letzten Endes auf dich abfärben und auch deinem Ruf schaden.
Produkt-Reviews erstellen: Eine weitere Form der Zusammenarbeit. Hier überlässt dir dein Partnerunternehmen ein Produkt, um es ausführlich zu beurteilen und vorzustellen. Für deine Werbung kannst du dein Produkt üblicherweise im Anschluss behalten. Beachte hierbei die Richtlinien für die Kennzeichnung von Werbung. Diese muss klar sichtbar sein.
Hast du (noch) keinen Partner, kannst du mit Affiliate-Links arbeiten. So bietet dir beispielsweise Amazon die Möglichkeit, nach vorheriger Anmeldung, für jedes Produkt, einen dir zugeordneten Link zu erzeugen. Klickt nun jemand auf den Link und kauft das Produkt, erhältst du eine Provision. Wenn du Hilfe bei der Suche nach Partnern brauchst kann dir ein Influencer-Netzwerk helfen.
Warum der Beitritt bei einem Netzwerk hilfreich sein kann
Ein Influencer-Netzwerk unterstützt dich bei Monetarisierung, Vermarktung und Management. Diese Netzwerke bieten Zugang zu besseren Werbedeals, spannenden Kooperationen und exklusiven Veranstaltungen. Zu den Vorteilen gehören professionelle Unterstützung bei der Content-Strategie, Videobearbeitung und Markenkooperationen. Zudem verhandeln Netzwerke oft höhere Preise für gesponserte Inhalte und bieten rechtliche Absicherung bei Vertragsfragen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit zur Cross-Promotion durch die Zusammenarbeit mit anderen Influencern aus dem Netzwerk, was die eigene Reichweite zusätzlich erhöht.