Produktiv im Winter: Strategien gegen den Winterblues am Arbeitsplatz
Bald ist es wieder so weit, die Tage werden kürzer, wir machen uns im Dunkeln auf den Weg ins Büro und kehren auch im Dunkeln wieder heim. Diese monotone Lichtarmut drückt nicht nur aufs Gemüt, sie beeinflusst auch Konzentration, Motivation und Leistungsfähigkeit. Kein Wunder also, dass viele Arbeitskräfte jedes Jahr mit dem sogenannten Winterblues kämpfen. Doch genau jetzt lohnt es sich, aktiv gegenzusteuern und Strategien zu entwickeln, die den Arbeitsalltag leichter und produktiver machen.
Dunkle Monate, sinkende Motivation – Warum der Winterblues real ist
Die Wintermonate bringen spürbar weniger Sonnenlicht mit sich und genau das bringt unseren inneren Tagesrhythmus ordentlich durcheinander. Wenn das natürliche Licht zurückgeht, produziert der Körper automatisch weniger Serotonin, also jenes „Gute-Laune-Hormon“, das für Antrieb, Fokus und emotionale Stabilität sorgt. Eine Reduktion des Sonnenlichts führt daher zu einer merklichen Abnahme dieses stimmungsaufhellenden Botenstoffs. Genau das legt den Grundstein für Müdigkeit, gedrückte Stimmung und den bekannten Winterblues.
Laut einer Umfrage von Statista empfinden 22 % der Befragten den Winter als deprimierend. Trotz der besinnlichen Darstellung in den Medien verbindet nur ein kleiner Teil der Menschen diesen tatsächlich als gemütlich und wohlig.

Quelle: https://de.statista.com/infografik/26291/haeufigste-adjektive-in-bezug-auf-winter/
Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass der Winterblues keine Krankheit ist, sondern eine saisonale Verstimmung, ausgelöst durch einen Mangel an Licht und veränderten Lebensgewohnheiten. Allerdings kann diese Verstimmung im schlimmsten Fall zu einer Winterdepression führen. Unter einer saisonalen Depression versteht man depressive Episoden, die sich ausschließlich zu einer bestimmten Jahreszeit zeigen. Atypische Symptome sind hierbei Heißhunger und vermehrter Schlaf. Die meisten depressiven Verstimmungen im Winter sind allerdings keine Winterdepression.
Worin unterscheiden sich der Winterblues und eine Winterdepression?
Der Winterblues äußert sich durch vorübergehende Symptome. Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme. Eine Saisonal-Abhängige-Depression hingegen ist eine ernste Erkrankung, die behandelt gehört. Betroffen sind bis zu drei Prozent der Bevölkerung, mehrheitlich Frauen. Betroffene sind unentwegt antriebslos und niedergeschlagen. Auch Gewichtsveränderungen sind üblich.
Der Winterblues ist im Vergleich zur Depression keine anerkannte Berufskrankheit. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie harmlos ist. Betroffene ziehen sich zurück, sind antriebs- und lustlos und weisen einen erhöhten Schlafbedarf auf. Im Unterschied zur Depression bleibt allerdings die Genussfähigkeit erhalten. Der Zustand hält normalerweise nicht länger als zwei Monate an, im Gegenzug zur Depression, deren Zustand ohne externe Hilfe keine Verbesserung aufzeigt.
Die deutsche Depressionshilfe empfiehlt bei saisonal bedingten Depressionen eine psychotherapeutische und medikamentöse Behandlung, ergänzt durch die Lichttherapie. Wichtig: Wenn du tatsächlich unter einer Depression leidest, ist ein Besuch bei einem Fachmann unumgänglich.
Was ist eine Lichttherapie?
Viele Fachstellen raten dazu, sich täglich etwa 30 bis 40 Minuten vor eine besonders helle Lichtquelle zu setzen, vornehmlich im Bereich von 2.500 bis 10.000 Lux. Dieser Lichtboost wird über mehrere Tage bis ungefähr eine Woche angewendet. Bei Menschen mit einer saisonal bedingten Verstimmung zeigt sich oft schnell ein Effekt: Rund 60 % berichten nach etwa sieben Tagen von einer deutlichen Besserung.
Wer bereits Erfahrung mit solchen Stimmungstiefs hat, startet häufig schon im Oktober mit einer vorbeugenden Lichttherapie, um dem Einbruch im Voraus entgegenzuwirken. In Bayern scheint die Sonne zwischen Oktober und Februar im Schnitt nur noch 2,4 Stunden. Dem gegenüber steht ein Juli mit fast acht Stunden Sonne pro Tag. Franken gehört zu den Regionen Deutschlands, die im Winter besonders lange Dunkelphasen vorweisen können.
Wie sich der Winterblues auf die Produktivität auswirkt
Studien schätzen, dass die Produktivität im Winter um bis zu 20 % abnimmt. Gründe sind vielfältig, stehen aber meist mit dem Winterblues in Verbindung. So können Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Motivationsverlust Auswirkungen auf die Arbeitsleistung haben. Ein Drittel aller Büroangestellten ist nachweislich vom saisonalen Stimmungstief betroffen, was laut Schätzungen zu Millionenverlusten für Unternehmen führt.
Insbesondere wenn die Tagesroutine der Mitarbeiter wenig stabil ist, sind Stimmungsschwankungen wahrscheinlich. Besonders Jugendliche und junge Berufseinsteiger sind hiervon betroffen.
Eine große Gefahr besteht auch für Kollegen, die sich vom Winterblues mitreißen lassen. Denn Stimmung ist ansteckend und genau das macht das Phänomen im Arbeitsalltag so tückisch. Sinkt bei einzelnen Mitarbeitenden die Energie, wirkt sich das schnell auf das ganze Team aus: Die allgemeine Motivation fällt, Abstimmungen dauern länger und die Zusammenarbeit wird zäher. Laut Mittelstandsschutz führen saisonale Stimmungstiefs nicht nur zu mehr Krankmeldungen, sondern auch zu spürbaren Produktivitätsverlusten und einem negativen Einfluss auf die gesamte Teamdynamik.
Wie sieht es im Home-Office aus?
Im Home-Office sehen viele Menschen die Flexibilität als Schlüssel für eine bessere Work-Life-Balance und mentale Gesundheit. Angestellte können ihren Tagesrhythmus besser anpassen und häufiger Sonnenpausen einlegen. Wie aber bereits erwähnt, kann eine instabile Tagesroutine auch das Gegenteil bewirken.
Arbeitest du im Home-Office, sind die Lichtverhältnisse oft deutlich schlechter als im Büro. Während viele Unternehmen mittlerweile auf professionelles, biodynamisches Licht setzen, bist du zu Hause meist auf deine private Beleuchtung angewiesen. Genau dieser unterschätzte Faktor kann dafür sorgen, dass Müdigkeit und Stimmungstiefs schneller zuschlagen.
Isolation kann den Winterblues zusätzlich verstärken: Weniger Sozialkontakte bedeuten auch weniger natürliche Serotonin-Stimulation, was die Stimmung weiter senkt. Wer den ganzen Tag allein und in oft schwächer beleuchteten Räumen arbeitet, verstärkt unbewusst die ohnehin vorhandene Lichtarmut.
Dem Winterblues den Kampf ansagen: Strategien für mehr Energie im Joballtag
Licht ist der Hauptauslöser für die saisonale Verstimmung. Setze von daher auf einen Fensterplatz und nutze deine Pausen aktiv im Freien. Gehe spazieren, hol dir bewusst 10–15 Minuten Tageslicht, am besten morgens und kombiniere das mit leichter Bewegung: Treppen statt Aufzug, kurzer Walk zur nächsten Bäckerei oder eine Runde an der frischen Luft zwischen zwei Meeting‑Blöcken.
Innerhalb deines Arbeitsplatzes kannst du auf biodynamische (auch „human‑centric“) Beleuchtung setzen. Sie ahmt das natürliche Tageslicht nach und unterstützt so unseren Tag-Nacht-Rhythmus. Durch wechselnde Helligkeit und Farbtemperatur über den Tag wird nicht nur das Sehen, sondern auch das Wohlbefinden und die innere Uhr angesprochen. Studien und Fachgremien zeigen, dass tageslichtähnliche Beleuchtung am Arbeitsplatz Stimmung, Wachheit und Konzentration fördern kann.
Soziale Interaktion und Routine sind Balsam für die Seele
Kurzkontakte am Arbeitsplatz dienen der Stressreduktion und steigern das Wohlbefinden, die Stimmung, Vertrauen und Stressresistenz und wirkt gerade in dunklen Monaten wie ein natürlicher Stimmungsschub. Regelmäßige Teamrituale wie gemeinsames Essen oder der Smalltalk im Pausenraum, aber auch die virtuelle Kaffeepause im Home-Office stärken Zugehörigkeit, senken Stress und wirken dem Winterblues entgegen, weil sie Verbindlichkeit und positive Berührungspunkte im Arbeitsalltag schaffen.
Feste Routinen stabilisieren den zirkadianen Rhythmus, deine innere Uhr. Gleichbleibende Schlaf- und Aufstehzeiten, feste Pausenintervalle und gelegentliche Spaziergänge helfen dir, deine Ermüdung zu verringern und deine Konzentration zu steigern. Doch auch flexible Arbeitszeitmodelle bieten ihren Vorteil, wenn du deine Zeiten behutsam den wechselnden Tageslängen anpasst. Zu viel Änderung reißt dich aus der Routine.
Pflanzen und natürliche Elemente
Büropflanzen steigern nachweislich dein subjektives Wohlbefinden und können deine Produktivität erhöhen. Grüne Büros weisen bis zu 15 % produktivere Mitarbeiter auf. Internationale Feldstudien zeigen, dass Bürobepflanzung positive Effekte auf die Stimmung, Konzentration und die Luftwahrnehmung hat.
Pflanzen sind ein einfacher, kostengünstiger Hebel gegen saisonale Verstimmungen. Eine kleine Pflanze auf dem Schreibtisch, egal ob im Unternehmensbüro oder im Home-Office kann sich positiv auf deinen Winterblues auswirken.
Pflanzen können nicht nur deine Stimmung heben, sondern auch die Luftqualität verbessern, vor allem, wenn es mehrere oder größere Exemplare sind. Sie filtern Schadstoffe aus der Raumluft und sorgen dafür, dass sich der Raum frischer und angenehmer anfühlt, was Konzentration und Wohlbefinden unterstützt. Trotzdem sollte weiterhin regelmäßig gelüftet werden. Gerade im Winter ist es wichtig, auch bei Kälte kurz stoßzulüften, damit frischer Sauerstoff ins Büro kommt. Das versorgt dein Gehirn besser, reduziert Kopfschmerzen und typische „Nachmittagshänger“ und hilft dir, klarer und wacher zu bleiben.
