Ausbildung oder Studium? Die Vor- und Nachteile beider Karrierewege

aktualisiert am 07.01.2025  | 
Artikel von: Melina Mark, Stefan Zinke
Die Wahl zwischen einer Ausbildung und dem Studium hängt von den individuellen Interessen, beruflichen Zielen und persönlichen Umständen ab, da beide Wege unterschiedliche Chancen und Herausforderungen bieten. ©LIGHTFIELD STUDIOS, Adobestock.com

Die Wahl zwischen einer Ausbildung und einem Studium ist für viele Schulabgänger eine der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens. Beide Wege bieten einzigartige Möglichkeiten, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte und verlangen unterschiedliche Stärken. Um die richtige Entscheidung zu treffen, lohnt es sich, genauer hinzusehen und die individuellen Voraussetzungen, Ziele und Interessen abzuwägen.

Eine Ausbildung absolvieren: Was spricht dafür und was dagegen?

Wenn du so schnell wie möglich finanziell unabhängig sein und direkt ins Berufsleben einsteigen möchtest, bist du in einem Ausbildungsbetrieb gut aufgehoben. Du kombinierst praktische Tätigkeiten mit theoretischem Wissen aus der Berufsschule. Dir wird die Möglichkeit geboten, frühzeitig Verantwortung für deine Arbeitsleistung zu übernehmen.

Diese Vorteile sprechen für die Ausbildung

Dank eines klar definierten betrieblichen Ausbildungsplans, wie im Berufsbildungsgesetz (BBiG) vorgeschrieben, weißt du bereits im Voraus, welche Tätigkeiten dich wann erwarten. Du nimmst wertvolle Berufserfahrung mit und hast oftmals gute Chancen, von deinem Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden, wenn du mit deinen Fähigkeiten überzeugt hast.

Als Azubi hast du einen direkten und schnellen Einstieg ins Berufsleben. Praktischen Erfahrungen fehlen dir oftmals im Studium und können dort nur durch zusätzliche freiwillige Praktika oder Werkstudenten-Tätigkeiten ausgeglichen werden – ein zeitlicher Mehraufwand, den du in deiner eigentlichen Freizeit aufbringen musst.

Die Praxisnähe während einer Ausbildung bietet dir aber noch weitere Vorteile. So kannst du bei Bewerbungen nach bestandener Ausbildung Referenzen deines Ausbildungsbetriebs vorweisen, solltest du dort nicht übernommen werden. Auch die Chancen auf einen neuen Job stehen gut, denn auf dem Arbeitsmarkt gibt es viele freie Stellen, die auf deine Besetzung warten.

Während der Ausbildungszeit verdienst du (in der Regel) sofort Geld, auch wenn du nicht gleich reich wirst. Mithilfe deiner Rentenversicherung sorgst du bereits früh fürs Alter vor, denn ein kleiner Teil deiner Ausbildungsvergütung fließt in die Rentenkasse. Viele Azubis zahlen bereits mit 16 Jahren Beiträge in ihre Altersvorsorge, wohingegen viele Studenten erst mit Mitte zwanzig die erste Einzahlung vornehmen können.

In der Regel hast du als Azubi eine gute Work-Life-Balance und geregelte Arbeitszeiten. Feierabend bedeutet auch wirklich Feierabend. Selbstverständlich kann es sein, dass du das Gelernte aus der Berufsschule vor- oder nachbereiten und für Prüfungen lernen musst, jedoch ist dieser außerschulische Aufwand nicht vergleichbar mit dem Pensum während eines Studiums.

Im Gegensatz zum Studium benötigst du kein (Fach-)Abitur, um eine Ausbildung beginnen zu können. Teilweise reicht sogar ein Hauptschulabschluss aus. Am besten orientierst du dich an der Stellenausschreibung, in der die individuellen Bewerbungsvoraussetzungen aufgelistet werden.

Diese Nachteile gehen mit einer Ausbildung einher

Es gehen leider nicht nur Vorteile mit der Entscheidung einher, eine Ausbildung zu beginnen. Hast du deinen Abschluss in der Tasche, stehen dir anfangs weniger berufliche Möglichkeiten zur Verfügung als für Akademikerinnen und Akademiker. Allerdings kannst du nach deiner Ausbildung mit genug Berufserfahrung an einer Hochschule studieren. Die Möglichkeit eines Technikers oder Meisters könnte auch eine Chance sein, beruflich und finanziell aufzusteigen.

Du erwirbst innerhalb deiner Ausbildung eine Menge theoretisches Wissen, das genau auf deinen jeweiligen Ausbildungsberuf angepasst ist. Du spezialisierst dich in einem bestimmten Aufgabenfeld. So allumfassend wie im Studium wirst du allerdings nicht unterwiesen.

In der Regel verdienst du nach deiner Ausbildung weniger als nach einem vergleichbaren Studium, dies lässt sich allerdings durch oben genannte Berufserfahrung und eventuelle Fortbildungen auf lange Sicht ausgleichen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge verdienen vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer mit einem anerkannten Berufsabschluss 3.521 Euro brutto im Monat (Stand April 2022). Akademikerinnen und Akademiker mit Bachelorabschluss verdienen im Durchschnitt 4.551 Euro brutto im Monat.

Ein Studium absolvieren: Was spricht dafür und was dagegen?

Ein Studium ist für die meisten Menschen eine der spannendsten und prägendsten Phasen des Lebens. Es bietet dir die Chance, dich wissenschaftlich mit Themen auseinanderzusetzen und kritisch zu denken. Du musst zum ersten Mal in deinem Leben selbstständig lernen. Neben dem Erwerb theoretischer Kenntnisse ist das Studium oft auch eine Zeit der persönlichen Weiterentwicklung, in der du Kontakte knüpfst und wichtige Weichen für deine berufliche Zukunft stellst.

Diese Vorteile sprechen für ein Studium

Personen mit einem akademischen Abschluss erzielen im Durchschnitt ein höheres Einkommen als diejenigen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Je höher dein Abschluss, desto mehr Gehalt kannst du erwarten.

Die Arbeitslosenquote von Akademikerinnen und Akademikern ist in Deutschland mit einem Anteil von 2,2 Prozent (Stand 2022) sehr gering. Angst vor Arbeitslosigkeit musst du eher nicht haben.

Durch das tiefgehende und breitgefächerte Wissen, das du dir während des Studiums aneignen kannst, ermöglicht dir viele Karrieremöglichkeiten und gute Aufstiegschancen. Viele Studiengänge arbeiten nicht auf ein bestimmtes Berufsbild hin, weshalb du noch während deines Studiums die Möglichkeit hast, dich in eine bestimmte Richtung zu spezialisieren.

Nicht selten geht ein Studium mit einem Ortswechsel in eine Großstadt einher – oftmals der erste Auszug aus dem Elternhaus. Junge Studierende lernen somit, auf eigenen Beinen zu stehen, wenn sie fortan selbst für Lebensmitteleinkäufe und Wäschewaschen zuständig sind. Aber nicht nur privat ist Selbstständigkeit und Selbstorganisation gefragt. Du musst als Studierender deinen Studenplan erstellen, deine Kurse vor- und nachbereiten und dich um den Erwerb deiner Prüfungsleistungen kümmern.

Diese Nachteile gehen mit einem Studium einher

Auch wenn Akademikerinnen und Akademiker im Berufsleben im Durchschnitt mehr verdienen, steigen sie erst wesentlich später ins Arbeitsleben ein, als Freunde und Bekannte mit Ausbildungsabschluss. Insbesondere, wenn du einen höheren Abschluss anstrebst und einen Masterabschluss machst, kannst du bei Regelstudienzeit mit einer Dauer von mindestens fünf Jahren rechnen.

Hinzu kommen die finanzielle Belastung durch Semesterbeiträge, Studienkosten und Fahrtkosten – zeitgleich mit einem Mangel an Lohn. Glücklicherweise stehen dir als Student finanzielle Hilfen, wie zum Beispiel BAföG zur Verfügung. Du solltest allerdings bedenken, dass Zahlungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz zur Hälfte zurückgezahlt werden müssen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, nach dem vierten Semester bei verpassten oder nicht bestandenen Modulen, komplett auf das BAföG verzichten zu müssen.

Viele Studiengänge sind sehr theoretisch und liefern wenig bis keine Praxis. Um dennoch wichtige Arbeitserfahrungen zu sammeln, können Studierende Praktika in den Semesterferien absolvieren oder als Werkstudenten tätig werden. Der Nachteil daran ist, dass man hierfür die eigene Freizeit opfern muss.

Duales Studium als idealer Mittelweg

Beim dualen Studium wechseln sich Studium und Praxis ab. Der Wechsel findet dabei meist erst nach mehreren Monaten statt, somit ist keine ständige Umgewöhnung nötig. Wer möchte, kann allerdings auch auf ein Teilzeitmodell zurückgreifen, bei der beide Phasen simultan stattfinden.

Der große Vorteil eines dualen Studiums ist finanzielle Unabhängigkeit in Kombination mit beruflicher Praxis, ohne auf einen Hochschulabschluss zu verzichten. Gleichzeitig ist der Aufwand größer als in einem reinen Studium beziehungsweise einer herkömmlichen Ausbildung. So ist ein Ausbildungsvertrag in deinem Wunschunternehmen nötig. Oftmals wird hierbei nach spezifischen Auswahlkriterien gefiltert, die von Unternehmen zu Unternehmen schwanken können.

Der hohe Lernaufwand, in Verbindung mit der regulären Arbeitszeit, kann sehr belastend sein. Wie im herkömmlichen Studium auch, wird ein abgeschlossenes Abitur vorausgesetzt.

Ausbildung oder Studium? So findest du heraus, was zu dir passt

Letzten Endes liegt es an dir, welche Faktoren wichtig für deine berufliche Zukunft sind. Beide Bildungswege haben ihre eigenen Vorzüge und Herausforderungen. Für pragmatisch orientierte Menschen, die direkt ins Arbeitsleben starten möchten, bietet eine Ausbildung klare Vorteile.

Ein Studium hingegen ist ideal für diejenigen, die sich wissenschaftlich vertiefen und langfristig ihre beruflichen Chancen erweitern wollen. Letzten Endes gibt es keinen falschen Weg, beide Möglichkeiten bieten dir einen fundierten Start in dein Berufsleben und gehen mit ganz individuellen Vorteilen einher. Du solltest dementsprechend wissen, wo du dich in 10 Jahren siehst. Willst du Lehrer werden, kommst du um ein Studium nicht herum. Siehst du dich eher im Handwerk kann die Ausbildung die bessere Wahl sein.