Wissenswertes über Schichtarbeit – und warum es sie überhaupt gibt

Wenn die Welt schläft, erfordert es besonderen Einsatz und Durchhaltevermögen, um konzentriert und leistungsfähig zu bleiben ©Wellnhofer Designs, Adobestock.com

Schichtarbeit bedeutet, dass du zu bestimmten Zeiten arbeitest, die sich meist regelmäßig wiederholen und oft außerhalb der üblichen Tagesarbeitszeiten liegen, wie zum Beispiel in Früh-, Spät- oder Nachtschichten. Schichtarbeit ist in verschiedenen Berufsfeldern weit verbreitet, darunter Gesundheitswesen, Produktion, Transport, Einzelhandel, Gastgewerbe, Medien und Energieversorgung.

Früh, Spät, Nacht und mehr: die Geschichte der Schichtarbeit 

Wohl jeder hat schon einmal etwas von Schichtarbeit gehört und sich mit der Frage befasst, ob man selbst einen Beruf mit Schichtarbeit ergreifen würde. Doch wieso wurde diese überhaupt erstmals eingeführt? Die Schichtarbeit wurde etabliert, um den Anforderungen der industriellen Revolution gerecht zu werden. Die Entwicklung der leistungsstarken Dampfmaschine durch James Watt Ende des 18. Jahrhunderts läutete diese Ära ein. Große Industrieanlagen in Europa wurden geschaffen, in denen Dampfmaschinen Tag und Nacht liefen. Dies führte zur Einführung von Schichtarbeit, um den kontinuierlichen Betrieb sicherzustellen und den Arbeitsrhythmus von der Natur zur Maschine zu verlagern. Neue Arbeitszeitmodelle wie der Zweischichtenbetrieb wurden eingeführt, um die Leistungsfähigkeit der Arbeiter aufrechtzuerhalten und den Anforderungen der Massenproduktion gerecht zu werden.

Die Regelungen des Arbeitsrechts im Überblick

Das Arbeitszeitgesetz regelt die grundlegenden Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In § 6 des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) geht es um maximale Arbeitszeiten und Ruhezeiten, die von Unternehmen beachtet werden müssen. Auch die besondere Belastung durch Schichtarbeit wird hier aufgegriffen.

Hier die Regelungen im Überblick:

  • Deine werktägliche Arbeitszeit darf grundsätzlich nicht mehr als acht Stunden betragen. Es gibt aber auch Ausnahmefälle, wo bis zu zwölf Stunden erlaubt sind. Überstunden müssen innerhalb eines Monats ausgeglichen werden. Du solltest zwischen zwei Arbeitstagen mindestens 11 Stunden Ruhezeit einhalten.
  • Alle drei Jahre hast du das Recht, eine arbeitsmedizinische Untersuchung auf Kosten des Arbeitgebers durchzuführen, mit jährlichem Anspruch ab 50 Jahren. Unter bestimmten Bedingungen kannst du von der Nachtschicht auf einen Tagdienstplatz wechseln.
  • Es kann unzulässig sein, Schichtarbeit zu leisten, wenn keine Betreuung für Kinder unter 12 Jahren oder die Pflege von Angehörigen möglich ist. Dir müssen in der Nachtschicht die gleichen Weiterbildungsmöglichkeiten wie den Tagschichtkollegen geboten werden.
  • Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Schichtdienst bekommen oft Schichtzuschläge. Allerdings hast du nur gesetzlichen Anspruch auf Nachtzuschläge. Das Arbeitszeitgesetz regelt den Ausgleich für Sonn- und Feiertagsarbeit, sowie für Nachtarbeit. Du hast Anspruch darauf, für Nachtarbeit angemessen entlohnt oder mit freien Tagen ausgeglichen zu werden. Die Höhe und Art des Zuschlags können je nach Unternehmen variieren. Tarifverträge oder individuelle Vereinbarungen können spezifische Zuschläge festlegen. Gemäß Gerichtsurteil sind Nachtzuschläge üblicherweise zwischen 25% und 30%, manchmal sogar höher, besonders für Arbeit zwischen 0 und 4 Uhr.

Das sind die Vor – und Nachteile der Schichtarbeit 

Vorteile:

  1. Flexibilität: Schichtarbeit ermöglicht es Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, kontinuierlichen Betrieb zu gewährleisten und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Flexibilität bei der Arbeitszeit zu bieten.
  2. Höhere Bezahlung: In einigen Branchen erhältst du als Schichtarbeiterin oder Schichtarbeiter aufgrund der ungewöhnlichen Arbeitszeiten eine höhere Bezahlung.
  3. Vielfalt der Arbeitszeiten: Schichtarbeit kann für dich geeignet sein, wenn du nicht während der üblichen Bürozeiten arbeiten kannst oder willst.

Nachteile:

  1. Gesundheitliche Auswirkungen: Schichtarbeit kann zu Schlafstörungen, erhöhtem Stress und anderen Gesundheitsproblemen führen.
  2. Soziale Auswirkungen: Schichtarbeit kann zu sozialer Isolation führen, da deine Arbeitszeiten von denen deiner Familie, deines Partners oder deiner Freunde abweichen können.
  3. Arbeitsbelastung: Schichtarbeit kann physisch und psychisch belastend für dich sein, insbesondere bei Nachtschichten und wechselnden Schichtplänen.

Es ist wichtig, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer die Vor- und Nachteile der Schichtarbeit verstehen und Maßnahmen ergreifen, um die negativen Auswirkungen zu minimieren und die positiven Aspekte zu maximieren.

Verschiedene Arten von Schichtarbeit

  • Vollkontinuierliche Schichtarbeit: Im vollkontinuierlichen Schichtmodell läuft der Betrieb rund um die Uhr: 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Du arbeitest in Früh-, Spät- und Nachtschichten. Das System wird auch als Wechselschicht bezeichnet, da du und deine Kollegen nach einem festen Plan in einem regelmäßigen Rhythmus arbeiten. Jeder hat seine Schichten, und zwischen ihnen liegen freie Tage, die als Freischicht bezeichnet werden.
  • Teilkontinuierliche Schichtarbeit: Im teilkontinuierlichen Schichtmodell wird täglich rund um die Uhr gearbeitet, jedoch nur an 5 Tagen in der Woche – normalerweise ruht der Betrieb am Wochenende. Es gibt Früh-, Spät- und Nachtschichten wie im vollkontinuierlichen Modell.
  • Teil kontinuierliches Schichtmodell ohne Nachtschicht: Wenn du nach dem teilkontinuierlichen Schichtmodell ohne Nachtschichten arbeitest, läuft der Betrieb nicht rund um die Uhr. In diesem Fall entfällt die Nachtschicht. Trotzdem kann es sein, dass du an den Wochenenden arbeiten müssen, zum Beispiel in Callcentern, Servicehotlines oder Flughafen-Einzelhandelsgeschäften. Hier unterscheidet man auch nach der Anzahl der Schichten.

Besonders herausfordernd: 5 Tipps für die Nachtschicht

Deine erste Nachtschicht steht bevor und du bist dir unsicher, ob deinem Körper dem Stress durch die Müdigkeit standhält? Wenn du ein paar Dinge beachtest, musst du dir darüber keine Sorgen machen.

Tipp 1: helles Licht

Indem du deinen Arbeitsplatz so hell wie möglich gestaltest, kannst du deinem Körper dabei helfen, wach zu bleiben.

Tipp 2: wenig Kaffee 

Möchtest du unbedingt Kaffee trinken, bietet sich das einige Stunden vor der Nachtschicht an, denn Kaffee braucht einige Zeit, bis er wirkt. Zum Ende der Nachtschicht solltest du jedoch keinen Kaffee mehr zu dir nehmen, sonst kann er dich vor dem Einschlafen hindern. Trinke lieber ein kühles Glas Wasser oder einen wärmenden Tee.

Tipp 3: viel Bewegung 

Bewegung hilft dem Körper, wach zu bleiben. Insbesondere, wenn die Müdigkeit langsam einsetzt, ist es ratsam, aufzustehen und dich zu bewegen. Dehne dich am Schreibtisch, erledige Laufarbeiten oder unterbreche deine Arbeit für einen kurzen Spaziergang.

Tipp 4: konstante Beschäftigung

Vermeide Leerlauf, da Passivität und Warten oft Müdigkeit verursachen. In vielen Betrieben übernimmt die Nachtschicht Aufgaben, die tagsüber nicht erledigt werden können. Wenn du allerdings doch zwischendurch mal Leerlauf haben solltest, kannst du dich mit kleineren Aufgaben beschäftigen. Sortiere deine Dokumente, pflege dein E-Mailpostfach und deine Ordner oder säubere deinen Arbeitsplatz.

Tipp 5: leichte Kost 

Verzichte darauf, schwere Mahlzeiten während der Nachtschicht oder kurz davor zu essen, da sie deinen Körper mit der Verdauung beschäftigen können. Dies kann zu Müdigkeit führen und dich in ein “Schnitzelkoma” versetzen. Wähle stattdessen leichtere Optionen wie Salat, Joghurt, Quark und ähnliches.

Hier findest du noch mehr Tipps rund um den Schichtdienst.