Vom Maskenbildner bis zum Orgelbauer

Franziska Gabbert

Viele Jugendliche orientieren sich bei der Berufswahl an Altbekanntem. Dabei gibt es viel mehr Ausbildungsberufe als nur Friseur und Kfz-Mechaniker. Wer sich für einen Nischenberuf entscheidet, hat nicht nur einen Hingucker im Lebenslauf. Häufig ist die Bewerberanzahl auch nicht so groß.
Nischenberufe im Überblick:


Glasaugenmacher: Bei Glasaugen denkt man als Erstes an Prothesen für Menschen, die ein Auge verloren haben. Man vergisst dabei schnell den Teddy, dem man als Kind oft in die kleinen Augen geschaut hat. Mit beidem befassen sich Glasbläser in der Fachrichtung Kunstaugen.
Azubis lernen in Spezialwerkstätten, einen Augapfel aus Glas so zu gestalten, dass er echt aussieht. Die kleinen Kunststücke werden später zu Prothesen weiterverarbeitet. Aber auch wenn es um Puppen geht, ist Millimeterarbeit gefordert. Nötig sind also handwerkliches Geschick und Präzision. Außerdem ist Mathe im Spiel, wenn es um das Berechnen von Körpern geht. Die Lehre dauert drei Jahre, im Handwerk werden der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge 220 bis 742 Euro gezahlt, in der Industrie liegen die Werte oft etwas höher.


Eismacher: Fachkraft für Speiseeis, das klingt nach einem süßen Leben. Ein perfektes Erdbeer- oder Pistazieneis hinzubekommen, ist aber kein Zuckerschlecken. Auch Ideen für neue Trendsorten sind in dem Beruf gefordert. Wie wäre es zum Beispiel mit Erdbeere mit Balsamico? Diese Sorte hat der Herstellerverband Uniteis zum Eis des Jahres 2015 gekürt.
In der Lehre lernen Jugendliche etwa, wie viel Milch, Sahne und Zucker in ein Schokoeis gehören. Oder wie sich ein Spaghetti-Eis kunstvoll gestalten lässt. Daneben geht es um kaufmännisches Wissen. Gefragt sind Kreativität und ein Händchen im Umgang mit Kunden. Wichtig ist auch Sorgfalt mit Blick auf Hygiene und das Lebensmittelrecht.
Die duale Ausbildung dauert drei Jahre, die Vergütung reicht laut BA von 271 bis 481 Euro im Monat. Arbeit gibt es nicht nur in Eisdielen, sondern zum Beispiel auch bei Caterern. Neben Eis und Eistorten bieten die Fachkräfte Kunden auch Cappuccino und Co an.


Maskenbildner: Schminken, pudern, frisieren - Maskenbildner geben hinter den Kulissen alles, damit die Stars auf der Bühne und vor der Kamera perfekt aussehen. Aber auch um sie bei Bedarf hässlich zu machen: Der Hexe aus Hänsel und Gretel verschaffen sie mit Hilfe von Gummimilch schrumpelige Falten, gibt die BA ein Beispiel. Im Horrorfilm hantieren sie dagegen mit viel Kunstblut und müssen furchterregende Fratzen schminken. Auch mit Perücken befassen sich Maskenbildner viel, eine vorherige Friseurlehre ist daher nützlich.
Für den Beruf ist laut der Bundesvereinigung Maskenbild Fantasie wichtig. Angehende Maskenbildner müssen sich mit historischen Frisuren, aber auch mit aktuellen Modetrends auskennen. Da es auf der Bühne und beim Film immer stressig zugeht, ist eine große Portion Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Schauspielern nötig.
Der Beruf zieht vor allem Frauen an: Ende 2013 waren 90 Prozent der Azubis weiblich. Drei Jahre dauert die Ausbildung, als Richtwerte für die Vergütung gibt die BA 531 bis 707 Euro an. Theater stellen Lehrlinge dem Deutschen Bühnenverein zufolge oft erst nach einem Jahrespraktikum ein.


Orgelbauer: Eine Kirche gibt es in jedem Dorf - und viele haben eine Orgel. Im Prinzip also jede Menge Arbeit für Orgelbauer. Sie fertigen neue und restaurieren alte Orgeln und Harmonien, die kleineren Geschwister in der Familie der Kircheninstrumente.
Ihre Arbeit braucht Zeit: Allein eine große Kirchenorgel zu planen, kann Jahre dauern, erläutert die BA. Aber auch das Restaurieren kostet mitunter Monate. Azubis lernen beim Bauen von Orgelpfeifen unter anderem, wie unterschiedliche Holzarten den Klang beeinflussen. Sie brauchen ein feines Gehör, wenn es um das Stimmen des Instruments geht. Und sie müssen sich darauf einstellen, später oft unterwegs zu sein, da sich viele Arbeiten nur vor Ort etwa in der Kirche ausführen lassen. Die Lehre dauert 3,5 Jahre, Azubis erhalten zwischen 400 und 956 Euro.

Text: dpa-mag

Bild: Franziska Gabbert