Female Shift: Qualifikation in Familie und Beruf

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Job und Kinder – vor Jahrzehnten noch undenkbar. Da war es eher so: Der Mann verdient das Geld, während die Frau – provokativ gesagt – daheim bleibt und sich um den Nachwuchs kümmert. Diese Geschlechterverteilung ist jedoch in unseren Breitengraden nicht mehr häufig zu finden. Man könnte sogar sagen, veraltet. Frauen und Karriere lassen sich in einem Atemzug nennen. Denn der neue Trend, den es nun schon eine ganze Weile gibt, heißt Female Shift. Dass dieser den Wunsch nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach sich zieht, versteht sich von selbst. Manchmal jedenfalls. Hier ein Plädoyer aus der Sicht einer Studentin.

Der Job namens Ausbildung Schule, Abitur, Studium – bis man beim richtigen Job angelangt ist, sind die meisten Studentinnen bereits Mitte zwanzig. Bis dahin haben die wenigsten einen Gedanken an Familie und Kinder verschwendet. Oder sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass an das erste Kind vor dem dreißigsten Lebensjahr nicht zu denken ist. Wieso? Während des Studiums hat man nicht so viel Zeit wie das beliebte Vorurteil behauptet. Berufliche Erfahrung wird bei den meisten Stellen vorausgesetzt. Ganz nach dem Motto: Die besten Berufschancen hat man als Mittzwanzigerin mit einem Erfahrungsschatz wie ein Siebzigjähriger. Dass ist jedoch leider nicht ohne Weiteres möglich. Aufgrund dessen ist auch zu erklären, dass laut dem Statistischen Bundesamt die meisten Frauen erst zwischen 26 und 35 Kinder bekommen.

Traditionelle Rollenverteilung ade Eine andere Statistik des Amtes besagt, dass im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel der Haushalte Singlehaushalte waren. Meist muss jeder Einzelne seinen Beitrag zur Lebenserhaltung leisten, sei es als Single oder als Beziehungspartner. Zudem möchte man als Frau auf eigenen Beinen stehen. Unabhängig sein. Mitspracherecht besitzen. Etwas erreichen. Karriere machen. Unser Talent nicht verschwenden. Und wieso soll Frau gegenüber ihrem Partner in Bezug auf Familienleben nur zurückstecken? Gleicher Anspruch für beide Seiten. Doch das ist ja dank geteilter Elternzeit und dem wachsenden Wunsch der Väter, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, keine Utopie.

Stärken und Schwächen richtig einsetzen Immer mehr Frauen streben nach leitenden Positionen in Unternehmen. Dies hat mit ihrer Qualifikation, ihrem Karrierewunsch oder der höheren Bezahlung zu tun. Doch gerade bei letzterem liegen wir immer noch hinter den Männern – und das in den meisten Berufen ungerechtfertigt. Denn Frauen würden ein Team von männlichen Führungskräften positiv beeinflussen. Empathie ist hier beispielsweise ein Stichwort. Das Ziel sollte Ergänzung sein, denn Frauen und Männer können ein Unternehmen mit unterschiedlichen Stärken im Bereich der Soft Skills bereichern.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf In manchen Unternehmen der Region gibt es mittlerweile Einrichtungen, die auf das Zusammenspiel von Beruf und Familie ausgerichtet sind. Das Spektrum reicht von flexiblen Arbeitszeiten bis hin zu Kurs- und Freizeitangeboten – auch für die ganze Familie. So gibt es bei Brose den Brose Kids Club, in dem schulpflichtige Kinder nachmittags und in den Ferien betreut werden. Auch die Teilnahme an verschiedenen Bildungsangeboten wie Englischkursen oder Elektronikseminaren ist möglich. Die Michelin AG bietet Betreuung in Kindertagesstätten an, wie zum Beispiel in der neu errichteten Einrichtung in Hallstadt. Bosch offeriert neben Hilfe bei der Suche nach Kinderbetreuungsplätzen auch Unterstützung bei pflegebedürftigen Familienmitgliedern oder einem Auslandaufenthalt. Bei Siemens gibt es die Möglichkeit, einen Zuschuss zur Betreuung von Vorschulkindern zu bekommen oder auch das Angebot von Englisch-Sprachförderungskursen zu nutzen. Und das sind nur ein paar Beispiele.

Familieneinrichtungen als Zukunftschance Dass Frauen in Zukunft aussterben, ist bei knapper Führung im Bezug auf die Geschlechterverteilung in Deutschland eher unwahrscheinlich. Dass sie sich zukünftig nur mit Mitarbeiterpositionen zufriedengeben ebenfalls. Und wieso sollen wir uns zwischen Familie und Beruf entscheiden? Wir wollen beides. Um das zu erreichen, braucht es jedoch ein noch stärkeres Umdenken, sowohl von Seiten der Männer als auch der Unternehmen. Ein guter Ansatz ist bereits mancherorts gegeben, ausbaubar ist dieser jedoch allemal. Investitionen im Bereich der Familienfreundlichkeit können durchaus zum Wettbewerbsvorteil der Mitarbeitergewinnung werden – vor allem der zukünftigen weiblichen Fach- und Führungskräfte, aber auch bei alleinerziehenden Vätern. Dann heißt es: Arbeitgeber werden zu Top-Arbeitgebern. Mütter werden zu Working Moms. Und Beruf und Familie werden zu Yin und Yang: zwei Teile, die nebeneinander ein Ganzes ergeben. Nämlich das Leben.

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Text: Monique von Delft